Hauptnavigation
Ein Mann posiert in einem grünen Anzug mit rot-karierter Krawatte, und Brille mit feinem Goldrand. Seine blonden Haare trägt er zurückgekämmt.

Copyright: Klaas Wollstein / Jan-Henrik Maria Scheper-Stuke

Jan-Henrik Maria Scheper-Stuke: Ein Dandy mit Stil und Herz für die Gesellschaft

Wenn es eine Lizenz für Stil gäbe, Jan-Hendrik Maria Scheper-Stuke hätte sie. Selbst in einem schlichten schwarzen Rollkragenpullover und Blouson Jacke gekleidet, wirkt der Berliner Modeunternehmer – der üblicherweise für seine farbenfrohen Dandy-Outfits bekannt ist – so elegant, wie Fitzgeralds ‚Great Gatsby‘ bei einem Frühlings-Ausflug in die Hamptons. Wenn sie denn in den ‚Roaring Twenties‘ schon ein Thema gewesen wären. Beim näheren Hinsehen wird aber klar: Scheper-Stuke ist nicht nur Dandy, sondern auch Gentleman. Denn so individualistisch sein Kleidungsstil sein mag, das Gemeinwohl der Gesellschaft steht für ihn an oberster Stelle. Ob als Vorsitzender des Freundes- und Fördervereins der ACHSE, oder in seiner Boutique „Auerbach“ in den Hackeschen Höfen. Scheper-Stuke aktiviert und animiert Menschen zusammenzukommen – sei es für eine gute Sache oder das pure Vergnügen.  Im Gespräch mit der Berliner Sparkasse offenbart er seine Gesellschafts-Träume, was es für ihn bedeutet queer zu sein und wie Empathie die Welt zu einem freundlicheren Ort machen kann.

Eine Oase der Eleganz und Stil(l)e im Herzen von Berlin

„Du kommst rein und du sollst ein gutes Gefühl haben.“, so die Maxime des Modeunternehmers. Sein Vorsatz ist Programm: Beim Betreten von Scheper-Stukes Manufaktur in Berlin Mitte fühlt man sich gleich wie in eine warme Decke gehüllt. Und das liegt nicht nur an den Unmengen edler Stoffe, die einen im Accessoire-Paradies „Auerbach“ umgeben. Geschäftsführer und „Dandy du Jour“ Jan-Henrik Scheper-Stuke hat es mit seiner empathischen Art und seinem Sinn für die Ästhetik der 20er-Jahre geschafft, seine Berliner Boutique in den Hackeschen Höfen mit einer bunten und vielfältigen Auswahl an Krawatten, Schleifen, Hosenträger und Schals, in eine Art-Déco-Oase der Stil(l)e und „des Wohlfühlens“ zu verwandeln – und das inmitten der trubeligen Großstadt.
 

Vom Bankkaufmann zum Modeexperten: Die fabelhafte Karriere des Jan-Henrik Scheper-Stuke

Ein Mann hält mit beiden Händen seine schwarze, runde Hornbrille fest

Copyright: Netflix/
Jan-Henrik Maria Scheper-Stuke

So aufregend sein Leben jetzt ist, Scheper-Stukes Lebensreise begann etwas ruhiger. Ländlich aufgewachsen, machte er zunächst eine Ausbildung „bei der Kreissparkasse Grafschaft Diepholz. Ich bin ein Sparkassen-Gewächs als Bank- und Sparkassenkaufmann.“

Zum Jura-Studium zog es ihn dann in die Hauptstadt Berlin. Ab da ging es für den Modeunternehmer stetig die Karriereleiter nach oben.

2015 gründete er zusammen mit Günther Stelly „Auerbach“, moderierte das Luxus-Magazin „Premium Lounge” auf n-tv und schrieb bis 2018 eine 14-tägig erscheinende Kolumne „Eine Frage des Stils“ für die B. Z. am Sonntag.

Kometenartig entwickelte sich Scheper-Stukes Erfolgsgeschichte mit seiner Teilnahme als Modeexperte bei ‚Queer Eye Germany‘ und der daraus resultierenden Medienresonanz: „Wir haben den Grimme Preis 2023 als bestes Ensemble für unseren empathischen, homogenen und inklusiven Ausdruck gewonnen. Der Preis ging an uns persönlich und nicht an das Format.“ Die Begründung der Jury für diese ungewöhnliche Entscheidung, den Preis an Einzelpersonen zu vergeben, scheint einleuchtend: „Das Ensemble hätte in jedem weiteren Format genauso gut funktioniert, wie in diesem.“, freut sich Scheper-Stuke.


Vergangene Ängst und Outing

Bedingt durch die große mediale Aufmerksamkeit, die mit der Ausstrahlung von „Queer Eye Germany“ auf Netflix einherging, wurde erstmals die sexuelle Orientierung von Scheper-Stuke publik. Er selbst hat nie wirklich die Notwendigkeit darin gesehen sich zu outen oder seine Homosexualität zu etwas Nennenswertem zu machen – jedenfalls nicht in einer Großstadt wie Berlin.

In Scheper-Stukes Jugend jedoch, schien ihm durch die katholisch-sozialisierte Atmosphäre des Dorflebens ein Outing unmöglich. „Vor 20-25 Jahren hätte ich mich im Leben nicht geoutet dort, auf gar keinen Fall. Für mich war das eine Horrorvorstellung, dass irgendjemand merken oder ahnen könnte, dass ich queer bin, das war das aller aller Schlimmste.“


Unterstützung und Stärkung der LGBTQIA+-Jugend auf ihrem Weg zur Selbstakzeptanz

Im Zuge seiner Netflix-Präsenz erhält Scheper-Stuke viele Direktnachrichten von jungen Erwachsenen, die durch die Show und das Auftreten der „Fab Five“ (so der Spitzname für die Gruppe der fünf TV-Hosts der Show ‚Queer Eye‘) den Mut zu einem Outing gefasst haben. Er beantwortet jede dieser Nachrichten mit ein paar kurzen Sätzen selbst, weil es ihm wichtig ist die junge Generation auf ihrem Weg zu stärken und zu unterstützen.

Erst kürzlich berichtet ihm ein Praktikant bei „Auerbach“, der eine gymnasiale Oberstufe in Berlin besucht, dass mindestens 20 seiner Mitschülerinnen und Mitschüler geoutet sind. Ein Umstand, den Scheper-Stuke im Vergleich zu der gezwungenen Zurückhaltung während seiner Zeit als Schüler als großen Segen ansieht. Er ist sich allerdings auch darüber im Klaren, dass dieses Privileg noch nicht allen Teenagern zu Teil wird: „Die Lebensumstände und die Lebensphilosophien auf dem Land und in der Stadt sind grundverschieden. Deshalb ziehen auch viele aus der ländlichen Region in die Großstadt und blühen hier endlich auf. Auf einmal findet man sich hier innerhalb der LGBTQIA+-Community, unter Seinesgleichen und wird zu einem Schmetterling, wo man zu Hause eine kleine Larve war. Vielleicht auch gehänselt, nicht anerkannt oder belächelt. Dafür ist die Community unheimlich wichtig – das Aufnehmen von Menschen und das Geben von Sicherheit.“

Ein Mann posiert strahlend in einem weinroten Samtanzug auf einem roten Teppich mit einem Preis in der Hand.

Copyright: Jan-Henrik Maria Scheper-Stuke  

Die Balance macht die Musik

Eine Sorge trübt die Stimmung des Modemachers trotz all der positiven Entwicklungen im Hinblick auf die steigende Akzeptanz der queeren Gemeinschaft innerhalb der Gesellschaft.

„Es ist schwierig und kaum machbar Personen zu Dingen zu zwingen: Diese werden sauer und wer sauer wird, wird zum Wutbürger und der Wutbürger setzt das Kreuz an der falschen Stelle – bei den Radikalen. Und dabei darf man nicht vergessen, dass die Community auch innerhalb der Gesellschaft eine Verantwortung hat.“

Generell macht es seiner Meinung nach eher Sinn, Menschen mit Feingefühl als Fürsprecherinnen und Fürsprecher der Community zu gewinnen. Menschen, die eine Veranlagung haben andere Menschen zu mögen, anstatt eine Indoktrination bei sozial eher inkompetenten Menschen vornehmen zu wollen.

Im Umgang mit Mitgliedern der LGBTGIA+-Community in Alltagssituationen sieht Scheper-Stuke daher noch Potential nach oben, damit sich auch die Community besser angenommen fühlt.

„Ich glaube, wenn man jemand ist, der Menschen mag, der mit Menschen gut umgehen kann, dann kann das durchaus hilfreich sein, wenn man dann diesen jemand nochmal für ganz bestimmte Personengruppen sensibilisiert. Das ist auf alle Fälle eine sehr gute Voraussetzung, dass sich Menschen inkludiert fühlen.“


Inklusiver und empathischer Kundenservice: Die Philosophie einer einladenden Manufaktur

Genauso essentiell ist es für den Krawatten-König , dass sich eine Vielfalt an Kundinnen und Kunden in seinem Laden wohlfühlen. „Wichtig ist mir in erster Linie, dass sich Kund:innen – wie in einem Museum – erst einmal alles anschauen dürfen. Wenn ich samstags selbst da bin, gibt es noch ein Glas Champagner in die Hand und einen flotten Spruch von mir, damit man noch ein bisschen länger bleibt. Diese Empathie, die ich wirklich auch jeden Tag lebe, soll für alle spürbar sein. Ich bin ein glücklicher, fröhlicher – ich glaube auch – angenehmer Mensch und Chef.“

Auch in der Schulung seiner Mitarbeitenden, spiegelt sich seine sensible Unternehmensphilosophie im Umgang mit Menschen wider. „Da wir alles in Berlin von Hand fertigen, bewegen wir uns in einem Preissegment, das eben ein paar Taler mehr kosten muss und damit müssen wir umgehen können. Es gibt eben Menschen, die können sich das nicht leisten. Und dann erwarte ich so viel Feingefühl von meinen Mitarbeitenden, dass sie sagen: ‚Wenn sie sich jetzt noch nicht entscheiden können, dann nehmen sie sich doch noch einen Moment, gehen sie nochmal durch die Höfe, trinken sie einen Kaffee, beraten sich nochmal. Und wenn es dann sein soll, kommen sie wieder und dann machen wir das fertig.‘ So, dann geht die Person und hat aber kein schlechtes Gewissen und muss sich nicht irgendeinen Quatsch ausdenken.“


Unterstützung mit dem Blick fürs Detail

Doch das Bestreben des Dandys, seine Fähigkeiten in den Dienst des Allgemeinwohls zu stellen, endet nicht vor der eigenen Ladentür. Auch außerhalb seines Fashion-Kosmos' hat Scheper-Stuke den Blick für das Detail und entdeckt Notwendigkeiten zum Handeln.

Als Vorsitzender des Freundes- und Fördervereins der ACHSE unterstützt er die wichtige Arbeit der Schirmherrin der Organisation, Eva-Luise Köhler. Die ACHSE, kurz für ‚Allianz Chronischer Erkrankungen‘, „setzt sich für Menschen mit seltener Krankheit ein, die für die Forschung der Pharmaunternehmen nicht weiter relevant sind, weil es nicht genug Menschen gibt, die an dieser Krankheit leiden. Deshalb ist es für die Pharmaunternehmen uninteressant ist, dort weiter zu forschen.“


Vielfalt und Engagement: Die Berliner Sparkasse und ihre Unterstützung der queeren Community

So wie Scheper-Stuke engagiert sich die Berliner Sparkasse seit Jahrzehnten durch die Bereitstellung von finanziellen und sozialen Mitteln in der Gesellschaft.

Auch widmen sich die Mitarbeitenden im Besonderen der Unterstützung der queeren Community. Neben dem eigenen Mitarbeitenden-Netzwerk ‚S-Queer‘, ist die Berliner Sparkasse Partner des ‚SchwuZ‘ und des ‚Regenbogen Fonds der schwulen Wirte e.V.‘.

Hier sieht Scheper-Stuke eine große Chance, dass sich die Berliner Sparkasse zukünftig auch in der queeren Jugendarbeit positionieren und etwas bewegen kann: „Jungen Menschen in der Pubertät helfen und Stütze zu sein, um mit ihrer sexuellen Orientierung umzugehen: Das ist der erste richtige Schritt in die queere Community. Damit sich die Jugendlichen zurechtzufinden, und ihre queere Pubertät ausleben können.“

Jan-Henriks Traum

Im Laufe des Interviews wird immer wieder klar, wie sehr sich Jan-Henrik Maria Scheper-Stuke danach sehnt, dass alle Menschen so in der Gesellschaft inkludiert sind, dass „jeder mit jedem ehrlich, fair, vernünftig und respektvoll umgeht. Ich würde mir wünschen, dass jeder mit sich und mit der Gesellschaft im Reinen ist. Das ist ein Wunsch, das ist ein Traum, wenn ich nachts die Augen zu mache. Aber das werden wir nie schaffen. Da wir Individuen sind und jeder für sich denkt, die Weisheit mit dem Löffel gefressen zu haben. Ich werde schon wieder so philosophisch – lassen wir das lieber.“ Scheper-Stuke träumt von einer Welt, in welcher wir uns alle auf Augenhöhe begegnen. Wenn man sich seinen Beitrag zur Gestaltung einer „besseren“ Gesellschaft anschaut, setzt er selbst alles daran diesen Traum zu verwirklichen. Mitten in Berlin hat er sich mit „Auerbach“ eine kleine Oase der Verbundenheit kreiert: „Die Leute bleiben noch nach ihrem Einkauf, trinken ihr Glas aus und kommen ins Gespräch. Wir haben sogar schon erlebt, dass Kund:innen sich so gut verstanden haben, dass sie gesagt haben: ‚Ach komm, wir gehen jetzt zusammen Kaffee trinken.‘“ Der Philanthrop freut sich: „Auerbach kann sogar verbindend sein.“

Wir übernehmen gesellschaftliches Engagement für unsere Stadt.
 Cookie Branding
i