Elterngeld und Elternzeit – mit diesen Leistungen kann die Betreuung kleiner Kinder flexibler gestaltet werden. Eine Mutter und ein Vater berichten von ihren Erfahrungen.
Wickeln statt im Büro in die Tasten zu hauen: Es sind nach wie vor Mütter, die den größten Anteil an Elternzeit nehmen. Allerdings steigt der Anteil der Väter, die für ihre Kinder eine Pause vom Job machen. Im Jahr 2019 haben beispielsweise über 1,41 Millionen Mütter und 456.000 Väter Elterngeld bezogen, teilt das Statistische Bundesamt mit. Berlin liegt mit einem Väteranteil von 27,0 Prozent über dem Bundesdurchschnitt von 24,4 Prozent.
Mütter nehmen übrigens nicht nur öfter Elternzeit in Anspruch, sie beschäftigen sich auch deutlich länger mit Breikochen und Buddelkisten-Treffs: Während Mütter Basiselterngeld durchschnittlich 11,7 Monate beziehen, waren es bei den Vätern 2,9 Monate. Eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaft (DIW) von 2019 zeigt auf, wie Eltern es begründen, wenn der Vater deutlich kürzer im Job aussetzt: „Finanzielle Einbußen“ sind der Studie zufolge das wichtigste Motiv von Männern, auf eine längere Elternzeit – oder vollkommen darauf – zu verzichten.
Vor allem in Ostdeutschland gebe es bei vielen Familien offenbar „keinen Spielraum, zwei Monate oder länger auf bis zu 35 Prozent des Einkommens des Vaters zu verzichten”, sagt Katharina Wrohlich, Leiterin der Forschungsgruppe Gender Economics am DIW Berlin. Wer mehr verdient, setzt kürzer im Beruf aus, auf diese Formel lasse sich die Entscheidungsfindung, wer wie lange beim Kind bleibt, oft verkürzen.
Der Bezug von Elterngeld und Elternzeit muss allerdings nicht immer eine rein finanzielle Frage sein. So sagt zum Beispiel der Berliner Vater Christian B.: „Finanzielle Aspekte spielten bei uns in der Aufteilung der Elternzeit keine Rolle, da meine Frau und ich annähernd gleich viel verdienen. Ich kenne aber auch Familien, in denen die Frau deutlich weniger verdient und noch ein Haus abzuzahlen ist. Da muss natürlich mal durchgerechnet werden, ob der Vater einfach einige Monate zu Hause bleiben kann, auch wenn es für die emotionale Bindung zwischen Vater und Kind sehr schön wäre.“
Freistellung von der Arbeit nach Geburt eines Kindes, darauf gibt es in Deutschland einen Rechtsanspruch. Das gilt auch für:
Anwälte für Arbeitsrecht raten: Der Antrag auf Elternzeit erfordert ein unterschriebenes Schreiben, eine E-Mail reicht nicht aus. Es gibt kein Formular. In dem Brief stehen sollte zum Beispiel: „Ich beantrage Elternteilzeit ab dem 1.1.2020 bis zum 31.12.2021 mit einem Stundenumfang von 20 Wochenstunden, sofern möglich vormittags“. Spätestens sieben Wochen vor dem geplanten Beginn der Elternteilzeit muss der Brief dem Chef vorliegen. Für die Mutter gilt: Ihre Elternzeit beginnt nach Ende der Mutterschutzfrist. Da diese acht Wochen nach der Geburt dauert, reicht es, Elternzeit in der Woche nach der Entbindung anzumelden. Mit dem Wiedereinstieg nach der Elternzeit hat der Arbeitnehmer das Recht, an seinen früheren oder einen gleichwertigen Arbeitsplatz zurückzukehren.
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Ausführliche Informationen rund um das Elterngeld, den Elterngeldantrag und Elterngeldrechner finden Sie hier bei ElterngeldDigital des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Als Reaktion auf den Fachkräftemangel haben einige Unternehmen Elternzeit-Regelungen als Wettbewerbsfaktor entdeckt. Zwei Beispiele:
Bei beiden Firmen können Angestellte nach den betriebseigenen Angeboten noch das Elterngeld und die staatliche Elternzeit beziehen – ein attraktives Angebot für Eltern, das ganz nebenbei auch das Unternehmensimage stärkt. Schließlich ist Familienfreundlichkeit gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ein wichtiges Kriterium bei der Personalgewinnung.
Friederike M, kehrte nach sechs Monaten Elternzeit mit Tochter Leara in Teilzeit an ihren alten Arbeitsplatz als Grafikdesignerin zurück. „Meine Chefin vermutete schon, dass ich schwanger war – bevor ich überhaupt sicher war, dass mein Traum vom Kind wahr wird und die Frage nach Elterngeld und Elternzeit relevant war. Zumindest hatte sie „so eine Ahnung“, sie hat einen Instinkt für sowas.
Während der Zeit mit Leara zu Hause, habe ich Kontakt zum Büro gehalten. Die Chefin hatte vorgeschlagen, dass ich jeden Monat einmal mit der Kleinen reinkomme, damit ich neue Angestellte kennenlerne und so in etwa mitbekomme, was läuft. Eine sehr gute Idee: So habe ich mich die ganze Zeit über als Teil des Teams gefühlt. Ansonsten habe ich die Zeit ganz zu Hause mit Leara genossen: Wir waren beim Babyschwimmen und haben Krabbelgruppen besucht.
Mit einem halben Jahr bekam Leara einen Kita-Platz, so dass ich wieder halbtags arbeiten kann und nicht länger auf Elterngeld und Elternzeit angewiesen bin. Ich habe genau meine alte Stelle wieder, mit den gleichen Aufgaben. Abstriche muss ich dennoch in Kauf nehmen. Wenn es um die Führung bei neuen Projekten geht, kommt so eine Aufgabe für mich in Teilzeit nicht infrage. Das kann ich aber verstehen und das nehme ich in Kauf.
Bevor das Kind da war, dachte ich daran, möglichst bald wieder Vollzeit zu arbeiten. Jetzt, wo die Kleine da ist, kann ich mir das gar nicht mehr vorstellen. Abgesehen davon hat unser Kindergarten nur bis 15 Uhr auf, wie viele Kindergärten in Berlin. Wie sollte das denn mit Vollzeit arbeiten gehen?"
Ich habe übrigens beim Geburtsvorbereitungskurs immer noch einen Unterschied festgestellt zwischen Frauen aus dem ehemaligen West- und dem ehemaligen Ostteil Berlins. Ich komme aus dem ehemaligen Osten. Da war es normal, Kinder im Alter von ein paar Monaten in die Krippe zu geben. West-Frauen bleiben eher ein ganzes Jahr zu Hause, da habe ich schon Bemerkungen gehört in Richtung: „So früh gibst du dein Kind ab – das könnte ich nicht.“ Für uns funktioniert das. Meine Arbeitgeberin ist zudem super kinderfreundlich: Wenn die Kita mal geschlossen ist, kann man bei uns sein Kind auf die Arbeit mitbringen. Das geht natürlich nicht an allen Arbeitsplätzen. Da habe ich Glück.“
Der 42-jährige Christian B. ist Vater von zwei Kindern, Charlotte, sieben, und dem vierjährigen Alexander. Der Charlottenburger nutzte bei seinem Sohn die Möglichkeit, Elterngeld zu beziehen und in Elternzeit zu gehen. Er betreute Alexander in dessen elften und zwölften Lebensmonat, im Anschluss arbeiteten er und seine Frau beide vier Monate in Teilzeit mit jeweils 30 Stunden pro Woche.
„Die Einteilung in Hinsicht auf das Thema Elterngeld und Elternzeit hat für uns funktioniert. Ich halte es für sinnvoll, dass die Mutter die ersten Lebensmonate des Kindes zu Hause bleibt und das Kind versorgt. In dieser Zeit kann ein Vater ja noch nicht all das bieten, was ein Kind so benötigt, wie das Stillen zum Beispiel. Daher stand es bei uns gar nicht zur Debatte, ob ich anstelle meiner Frau die ersten Monate Elternzeit nehme. Mit Alexander war es ganz anders als bei meiner Tochter Charlotte. Während ich bei Charlotte aus beruflichen Gründen selten zu Hause war, wechselte ich den Job kurz vor Alexanders Geburt und war somit von Anfang an jeden Tag voll dabei, mit Popo abwischen und allem was dazu gehört. Ich übernahm während der Elternzeit auch die Eingewöhnung bei der Tagesmutter.
Beruflich habe ich keine Nachteile durch die Elternzeit erfahren. Mein Chef stand der Elternzeit positiv gegenüber. Auch in meinem näheren Umfeld ist es gängig, dass die Väter Elternzeit nehmen. Allerdings meist nur zwei Monate. Das ist eher wie ein ausgedehnter Urlaub. Meine eigene Mutter und auch meine Tanten sind fast neidisch, was Eltern heute durch Elterngeld und Elternzeit so für Möglichkeiten haben. Sie erinnern sich an die „harten Zeiten“ allein mit den Kindern zurück und freuen sich sehr für uns.
Ich sehe den Unterschied, den die Elternzeit macht: Väter haben mal die Chance, sich voll und ganz auf das neue Familienmitglied einzulassen und eine intensive emotionale Beziehung zum Kind aufzubauen. Bei meiner Tochter, bei der ich leider keine Elternzeit nehmen konnte, war ausschließlich die Mama Anlaufstation bei Frust. Bei meinem Sohn sieht das schon anders aus, hier sind meine Frau und ich gleichberechtigte Ansprechpartner.
Meine Frau und ich teilen uns jetzt alle Pflichten, wie Elternabende, Essen kochen, Kinder ins Bett bringen. Wir sind absolut gleichberechtigt, und man kann sagen, dass auch die emotionale Bindung der Kinder zu beiden Elternteilen gleich stark ausgeprägt ist. Dazu dass es jetzt so ist, hat unsere Entscheidung bei der Frage nach dem Bezug von Elterngeld und Elternzeit sicherlich erheblich beigetragen. Es kann schon sein, dass die Karriere etwas gebremst wird, wenn während der Elternzeit beispielsweise ein interessantes Projekt startet. Dann ist das halt so. Ich denke, dass die Zeit mit den Kindern wichtiger als ein Projekt ist. Ich habe allerdings genau da weitermachen können, wo ich zuvor aufgehört habe, als hätte ich nur etwas länger Urlaub gemacht.“
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