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Ein Hund schnüffelt an einer ausgestreckten Hand. Quelle: Berliner Tiertafel e.V.

Berliner Tiertafel e.V. – Mehr als ein Tierschutzverein 

Lange kümmerte sich ein bundesweiter Verein um die Tierfutterausgabe für hilfebedürftige Menschen in Deutschland. 2014 wurde dieses System in Berlin von der Berliner Tiertafel abgelöst, die sich neben der Futtermittelausgabe auch intensiv um die über 500 Tierhalter und Tierhalterinnen kümmert. Von der Entwicklung des Vereins berichtet die 38-jährige Linda Hüttmann, Gründungsmitglied und ehrenamtliche Mitarbeiterin der Berliner Tiertafel, am 8. Jahrestag des Vereins.

Unterstützung nach Maß

„Rückblickend ist das das Beste, was passieren konnte. Wir sind selbstbestimmter, freier.“ Linda Hüttmann ist froh über die Entwicklung, die der Verein im Laufe der Jahre genommen hat. Mit den vorhandenen Spenden des damaligen, bundesweiten Vereins, war eine Grundlage gegeben, um die 500 Berliner Fell- und Federnasen weiterhin zu versorgen. Die Tiertafel wurde in Berlin schnell sehr bekannt. Und mit der wachsenden Reichweite kann sie immer besser handeln. „Egal, ob es um OPs oder um Futter geht.“ Doch zeitgleich mit dem erweiterten Angebot steigt auch die Nachfrage nach Unterstützung enorm an. Immer mehr Menschen sind hilfebedürftig. 

Allein aus Berlin nutzen regelmäßig ca. 250 Tierhalter und Tierhalterinnen das Angebot der Berliner Tiertafel und holen sich alle 14 Tage eine Futterration für ihre tierischen Begleiter ab. Dazu sind sie berechtigt, wenn sie ihre Hilfebedürftigkeit nachweisen können – bspw. in Form eines Rentenbescheids oder eines Bescheids vom Jobcenter. Die wichtigste Voraussetzung ist aber, dass das Tier bereits vor der Hilfebedürftigkeit im Haushalt lebte. Pro Haushalt werden maximal 3 Tiere unterstützt. Wenn diese Bedingungen erfüllt sind, registrieren sich die Tierhalter und Tierhalterinnen einmalig und können sich dann mit einer Karte regelmäßig bei der Tiertafel auf das jeweilige Tier individuell abgestimmtes Futter abholen. Bei Bedarf steht auch eine Tierärztin zur Verfügung und hilft mit kleineren Behandlungen oder Medikamenten.

 

„Es geht dabei auch ums psychische Wohlbefinden.“

„Der klassische Fall ist, man ist berufstätig, wird dann arbeitslos und kann sein Tier nicht mehr versorgen. Sinn und Zweck unseres Vereins ist es, dass wir bestehende Familien davor bewahren, sich zu trennen.“ Darum versucht die Tiertafel für jeden Fall die passende Lösung zu finden. Doch natürlich gibt es Ausnahmen und Sonderfälle. Ist ein Mensch psychisch erkrankt, hilft der Verein auch dabei, ein Tier aus dem Tierschutz aufzunehmen und anschließend die Versorgung zu sichern. Hüttmann sieht ihre Aufgaben auch im sozialen Bereich: „Wir sind nicht nur ein Tierschutzverein, sondern auch eine soziale Einrichtung. Es geht dabei ums psychische Wohlbefinden.“

So steht die Berliner Tiertafel nicht nur Menschen mit Haustieren zur Seite. Einmal in der Woche, jeden Freitag, verteilt ein Team am Bahnhof Zoo neben Futter für Tiere auch Kleidung, Hygieneartikel, Snacks und warme Mahlzeiten an Menschen ohne Obdach. Bis zu 120 Menschen nutzen dieses Angebot. Doch der Berliner Tiertafel e.V. arbeitet nicht nur direkt vor Ort, sondern auch dezentral. Er kooperiert mit Obdachloseneinrichtungen, die Spenden vom Verein weiterverteilen, um noch mehr Menschen erreichen zu können. „Das ist gerade dann ganz wichtig, wenn Menschen uns nicht erreichen können, weil sie beispielsweise aufgrund einer Behinderung einfach nicht zu uns nach Hohenschönhausen kommen können.“ Darum liefert die Tiertafel Spenden in Einzelfällen sogar direkt bis nach Hause. 

Kleines Team, große Wirkung

Dieses breite und vielfältige Angebot ist bei der Berliner Tiertafel nur mit ca. 30 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern möglich. „Die meisten Ehrenamtlichen, die zu uns kommen, melden sich, weil sie etwas mit Tieren machen wollen. Doch der Hauptfokus der Tätigkeiten liegt auf den Waren und der Arbeit mit den Tierhaltern und Tierhalterinnen, und nur in zweiter Linie bei den Tieren.“, so Linda Hüttmann. 20 Leute kümmern sich um den Spendeneingang, das Sortieren und die Aktionen vor Ort. Mittlerweile sind auch mehrere Dolmetscher an Bord, die bei der Unterstützung von Tierhaltern und Tierhalterinnen aus der Ukraine helfen. Und auch die übliche Büroarbeit muss erledigt werden.

Linda Hüttmann bemerkt auch, mit welcher Freude es verbunden ist, wenn einmal ein Frettchen, exotische Vögel oder Katzen an der Ausgabe vorbeischnüffeln. „Wir arbeiten schon mit Tieren zusammen, aber in erster Linie mit Menschen. Das ist auch ein Hobby, andere machen Sport, gehen Töpfern, wir verteilen Futter.“  

Viele Menschen stehen in einer langen Schlange bei der Berliner Tiertafel an.

Foto: Berliner Tiertafel e.V.

Auch in Zukunft volle Näpfe

Die Nachfrage nach der Hilfe durch den Verein ist groß und der Anspruch der Ehrenamtlichen an ihre Arbeit hoch. Darum soll sich in Zukunft einiges ändern. Vor allem durch den hohen Zulauf ukrainischer Tierbesitzer und Tierbesitzerinnen investieren die ehrenamtlich Tätigen deutlich mehr Zeit. Mit festen Ausgabezeiten und einer Gruppeneinteilung sollen vor allem Wartezeiten reduziert werden, die für Mensch und Tier eine Belastung darstellen. Die Tiertafel will außerdem „hauptamtliche Stellen schaffen. Alles hier über Ehrenamtliche abzudecken, ist schwierig. Das wollen wir besser bewerkstelligen können.“, erklärt Linda Hüttmann.

 „Mittelfristig suchen wir auch einen neuen Standort, weil unser jetziger Standort 2024 abgerissen wird,“ so Hüttmann. Zwar stellt Lichtenbergs Bürgermeister eine Zwischenlösung in Aussicht, aber ob die zu den Bedürfnissen des Vereins passt, ist unklar. Doch Linda Hüttmann ist zuversichtlich. „Ansonsten ist es der ganz normale Wahnsinn, die Regale vollzubekommen, damit wir jeden Napf füllen können.“  

Die Berliner Sparkasse – ein zuverlässiger Partner auch in besonderen Situationen

Die vollen Regale verdankt der Verein vor allem anonymen Spenden über Sammelstellen. Doch manchmal reicht das nicht. So wurde Corona zu einer ganz besonderen Herausforderung. Um die Ansteckungsgefahr zu minimieren, musste die Übergabe der Futtermittel ganz neu gedacht werden. „Wir haben jeden Monat im 5-stelligen Bereich Gutscheine gekauft und verschickt“, so Hüttmann. Begonnen hat die Aktion mit 180 Gutscheinen, später waren es dann 400.

Um dieses kleine Mammutprojekt zu bewältigen, wendete sich Hüttmann an die Stiftung Berliner Sparkasse – von Bürgerinnen und Bürgern für Berlin. Sie hat die Gutscheinaktion mit einer Geldspende unterstützt und auch Stoffbeutel gespendet, mit denen Care-Pakete an obdachlose Menschen verteilt werden konnten. Finanziell und auch mit Blick auf den organisatorischen Aufwand war das eine große Hilfe. Mittlerweile lebt der Verein bei der regulären Futterausgabe nach wie vor von Sachspenden. „Aber es ist gut zu wissen, dass wir mit der Berliner Sparkasse und ihrer Stiftung einen Partner in der Hinterhand haben, gerade in solchen besonderen Fällen.“

tiertafel.org >>

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