Nach drei Jahren Pandemiepause haben die Komische Oper Berlin und die Berliner Sparkasse wieder 1000 Berliner Grundschulkinder zu einem gemeinsamen „Berliner Sing Along“ in den großen Saal des vielfältigsten Berliner Opernhauses eingeladen. Stimmlich unterstützt werden sie hierbei von Mitarbeitenden der Berliner Sparkasse, Ensemblemitgliedern des Hauses und erstmalig dem Kinderchor der „Komischen Oper Berlin“.
Während der Pandemie-Jahre hieß es für viele von uns mehr „sing alone“ statt „sing along“. Wie wichtig das gemeinsame Singen schon in jungen Jahren ist, weiß Anne-Kathrin Ostrop von der Komischen Oper Berlin aus ihrer langjährigen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Die Musikpädagogin hat das Projekt „Berliner Sing Along“ 2016 gemeinsam mit der Berliner Sparkasse ins Leben gerufen. Das Mitsing-Konzert ist das Herzstück der Zusammenarbeit zwischen Komischer Oper Berlin und Berliner Sparkasse. Beim gemeinsamen Singen und Musizieren dient die menschliche Stimme als verbindendes Element zu uns selbst und kann in der Gruppe genutzt, Menschen näher zusammenbringen, und Verbindungen zwischen ihnen stärken.
Das gemeinsame Engagement von Komischer Oper Berlin und Berliner Sparkasse richtet sich dabei an Grundschulen, in denen eine große Vielfalt an Nationalitäten, Bildungshintergründen und Haushaltseinkommen eine heterogene Schülerschaft bildet. „Die Schwelle zur Hochkultur sei bei der Komischen Oper Berlin niedriger als bei anderen klassischen Opernhäusern“, sagt Christina Pries von der Berliner Sparkasse. „Wir wollen durch unser Engagement dabei mithelfen, spannendes Musiktheater auch Menschen zu ermöglichen, die bisher nicht in die Oper gehen.“ Nach Grundschulen in Reinickendorf, Lichtenberg und Charlottenburg-Nord, nehmen in diesem Jahr 3 Grundschulen aus dem Wedding am Berliner Sing Along von Komischer Oper Berlin und Berliner Sparkasse teil.
„Es wird für die teilnehmenden Kinder sicherlich ein ganz besonderes Ereignis werden, da durch die pandemiebedingten Einschränkungen in den Schulen kaum mehr gemeinsam gesungen wurde – umso schöner und wichtiger ist es, dass wir nun den Saal wieder mit unseren Stimmen zum Schwingen bringen können.“
Isolde Skladny, Lehrerin der Klasse 1c an der Möwensee-Schule in Berlin-Wedding mit ihren Schülerinnen.
In der Musik gibt es kein „richtig“ oder „falsch“
Eine der teilnehmenden Grundschulen ist mit fast 300 Schülerinnen und Schülern die „Möwensee- Grundschule“ am Volkspark Rehberge. Wir waren bei der Generalprobe dabei und haben mit dem Lehrer Maksymilian Gruchlik und der Lehrerin Isolde Skladny sowie den Schülerinnen und Schülern der Klasse 1c und 3a über ihre Erfahrungen bei dem Projekt sprechen können.
Wochenlang haben sich die Schülerinnen und Schüler auf ihren großen Auftritt im Opernhaus vorbereitet. Heute gesellen sich die Profis dazu. Ein Korrepetitor des Opernhauses sowie Anne-Kathrin Ostrop selbst sind vor Ort, um die Lieder mit den Kindern noch einmal durchzusingen. „Ich möchte vermitteln, dass es kein Richtig oder Falsch gibt, sondern dass jeder Musik interpretieren kann.“
So vielfältig wie die Kinder, so vielfältig sind auch ihre Erfahrungen und bisherigen Berührungspunkte mit klassischer Musik. Für viele ist die heutige Generalprobe daher etwas ganz Besonderes. Einige Kinder kommen zum ersten Mal in Kontakt mit Künstlerinnen und Künstlern aus dem klassischen Musikbereich – hören zum ersten Mal, was die menschliche Stimme unverstärkt alles leisten kann.
Die Erzieherinnen und Erzieher haben ganze Arbeit geleistet
Einer der begeisterten Sängerinnen und Sänger an diesem Nachmittag ist Damian (10) aus der 3a. Er hat bereits im Kindergarten erste musikalische Erfahrungen gesammelt: „Wir haben Alle meine Entchen und Aramsamsam gesungen und ich kann die Harry Potter- Melodie auf dem Klavier spielen.“ Er freut sich besonders auf den Opernsänger bei der großen Probe im Theatersaal und hofft, dass auch jemand an der Gitarre spielen wird.
Auch die neunjährige Elisa kann ihre Begeisterung nicht verbergen. Ihre Augen leuchten, als sie von ihrer ersten Begegnung mit klassischer Musik erzählt: „Mein Onkel hat mir einen Opernsänger im Fernsehen gezeigt, als er zu Besuch war.“ Sie begeistert sich vor allem für das Singen mit den anderen Kindern in der Gruppe: „Das ist ein ganz tolles Gefühl für mich.“
Wir treffen bei der Probe auch auf Kinder, die zum ersten Mal ihre Stimme zum Schwingen bringen, wie Laura (9) oder Neville (10). Neville ist besonders aufgeregt, weil ihr Singen „so doll Spaß macht“. Meycin (7), ebenso Gesangs-Neuling, erzählt uns, dass ihre Lehrerin Frau Skladny der Klasse im Vorfeld auch Aufnahmen von Opern vorgespielt hat – das war ihre erste Begegnung mit klassischer Musik überhaupt.
Laura, Elisa, Neville, Damian und Meycin (v. l.) hatten viel Spaß bei den Proben und freuen sich nun auf das gemeinsame Konzert in der Komischen Oper Berlin.
„Wir singen und tanzen schon viel.“, sagt Isolde Skladny auf die Besonderheiten der Möwensee-Schule angesprochen. „Wenn man mit den Kindern gleich in der ersten Klasse damit startet, empfinden sie das gar nicht mehr als außergewöhnlich. Auch an die klassische Musik führe ich die Kinder so heran, dass diese nichts mehr besonderes für sie ist – sie gehört einfach dazu.“
Vor allem das Lied „Irgendwo auf der Welt“ hätte in der Vorbereitung überhaupt keine Fragen in den Kindern hervorgerufen, so Skladny. Während der Generalprobe des Stücks war auch Anne-Kathrin Ostrop von der Intensität der Interpretation der Kinder sehr ergriffen und konnte sich ein staunendes „wow“ in der entstandenen Stille nach der letzten Note nicht versagen. Diese emotionsgeladene Interpretation der Kinder ist kaum verwunderlich, folgen sie den Profis aufmerksam und setzen die Anweisungen von Ostrop mit Leichtigkeit um. „Die Erzieherinnen und Erzieher haben ganze Arbeit geleistet.“, freut sich die Musiktheaterpädagogin der Komischen Oper Berlin. Die Kinder sind in der Gruppe geschlossen mit ihrer Aufmerksamkeit voll bei der Musik und der Dirigentin.
Singen als Sprachhilfe
Auch nutzen die Lehrerinnen und Lehrer der Grundschule die Musik als Mittel, um die Deutschkenntnisse der Schülerinnen und Schüler zu stärken. Denn die Schule hat einen Einwandereranteil von 80 Prozent. „Für viele Kinder ist es noch schwierig sich in Deutsch auszudrücken, da zu Hause kein Deutsch gesprochen wird.“, erklärt der Lehrer Maksymilian Gruchlik. Die Kinder werden gleichzeitig durch ihr Lernen zu kleinen Lehrerinnen und Lehrern: „Sie können das Erlernte an ihre Eltern weitertragen und beispielsweise über Grammatik aufklären.“
Die Möwensee-Schule hat das Potential von Musik im Zusammenhang mit Lernen erkannt und ist ambitioniert auf ihrem Weg, diesen Ansatz weiter auszubauen: „Wir wollen die musikalische Grundschule werden.“, erklärt der Grundschullehrer. Aus diesem Grund wird Musik in jedes Schulfach integriert, es gibt Tanz-und Bewegungspause.
Maksymilian Gruchlik, Musiklehrer an der Möwensee-Schule im Wedding
„Es ist erst einmal ein Keim, aber der wird dann wachsen. Unsere Fachkräfte sind noch weitere 2 ½ Jahre in der Schwerpunkt-Ausbildung und Musik erhält jeden Tag mehr Einzug in das Schulleben der Kinder.“ Seine Erfahrungen bei der Einstudierung der Stücke für den Berliner Sing Along: „Es war schon anspruchsvoll für die Kleinen, die Texte zu verinnerlichen. Wir versuchen natürlich durch die Lieder auch Inhalte zu vermitteln. Das Lied „Im Land der Blaukarierten“ ist ein gutes Beispiel, um die Kinder mithilfe von Musik über Diskriminierung aufzuklären.“
Lutz Kohl, Korrepetitor an der Komischen Oper Berlin und Musikpädagogin Anne-Kathrin Ostrop bei der Generalprobe an der Möwensee-Schule.
Jeder Mensch hat eine Stimme
Der Rest des musikalischen Programms ist ein Cluster aus Kompositionen des vergangenen Jahrhunderts und der Jetztzeit. Eine Auswahl, die Berührungsängste mit der Oper abbauen soll: „Bis heute bestehen diese exklusiven und exkludierenden Opernklischees weiter, dass man sich schick anziehen muss, dass es da immer ernst zugeht.“, so Ostrop.
Die komische Oper versteht sich hier ganz anders. Der Gründer der Komischen Oper Berlin, Walter Felsenstein, hat sich auf die französische Opéra-Comique besonnen, die nach der Französischen Revolution entstand. Damals wurde in der Landessprache gesungen, es gab gesprochene Texte und die Darstellung auf der Bühne war sehr verständlich. Er hat den Begriff Opéra-Comique als „Komische Oper“ übersetzt und frei interpretiert als „Oper für alle“.
Und darum geht es auch beim „Berliner Sing Along“: Alle sind willkommen, mitzusingen und mit ihrer Stimme die Botschaft der Vielfalt und Gleichberechtigung in unsere Hauptstadt zu tragen. Denn eines ist sicher: „Jeder Mensch hat eine Stimme“ und diese im großen Saal mit Goldverzierungen und Kronleuchter auszuprobieren, begeistert Groß und Klein gleichermaßen.
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