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Ein junge und eine ältere Frau sitzen an einem Teich mit Seerpsen und unterhalten sich

Altersarmut: Frauen sind besonders betroffen

Woher die Armutsgefährdung im Alter kommt und was Sie dagegen tun können

Immer mehr ältere Menschen in Berlin sind armutsgefährdet. Insbesondere betrifft die Altersarmut Frauen. Erfahren Sie mehr über die Gründe!

Bekommen wir zu wenig Rente?

Der sogenannte Standardrentner der Deutschen Rentenversicherung zahlt per Definition 45 Jahre lang in die Rentenkasse ein und erhält in dieser Zeit stets ein Entgelt in Höhe des Durchschnitts aller Beitragszahler. Aus dem Jahresbericht „Rentenversicherung in Zahlen 2024“ gibt die Deutsche Rentenversicherung Auskunft über die Durchschnittsrente von Frauen und Männern. Das Ergebnis für die 18,74 Millionen Bezieherinnern und Bezieher von Altersrenten ist ziemlich ernüchternd und Altersarmut ist in vielen Fällen vorprogrammiert:

 

Durchschnittlicher Zahlbetrag für Renten wegen Alters Alte Bundesländer Neue Bundesländer
Frauen 830 Euro 1.218 Euro
Männer 1.332 Euro 1.416 Euro

 

Rund ein Drittel der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten kann allerdings nur mit einer Rente von maximal 800 Euro pro Monat rechnen. Denn in der Realität kommt der Durchschnittsdeutsche auf weniger Beitragsjahre bei der Rentenversicherung. Besonders betroffen von den niedrigen Renten sind Frauen. Männer profitieren im Alter immerhin noch davon, dass sie mehr in die Rentenkasse eingezahlt haben als Frauen. So arbeiteten Männer 2023 im Schnitt 148 Stunden pro Monat in bezahlten Tätigkeiten. Frauen kamen im Jahr 2023 hingegen pro Monat nur auf durchschnittlich 121 Stunden. Das hat einen einfachen Grund: Frauen übernehmen nach wie vor den größten Teil der heimischen Care-Arbeit, sie gehen vermehrt in Teilzeit einem Beruf nach und werden durchschnittlich nach wie vor schlechter bezahlt als ihre männlichen Kollegen. Schon entsteht der sogenannte Renten-Gap oder Gender-Pension-Gap, der dazu führt, dass Frauen von Altersarmut besonders betroffen sind.

Wenn dann auch noch das Gehalt regelmäßig unter dem Durchschnitt liegt oder sich durch die Familienplanung Lücken im Erwerbsleben ergeben, führt das zu einer deutlich niedrigeren Rente. Die Zahlen des Statistischen Bundesamts machen deutlich: Ab 65 Jahren liegt das Armutsrisiko für Männer bei 15,9 Prozent und für Frauen gar bei 20,8 Prozent. Das ist durchaus bedenklich.

Was bedeutet armutsgefährdet?

Wem weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Haushaltseinkommens zur Verfügung stehen, der gilt statistisch gesehen als armutsgefährdet. Die Armutsgefährdungsschwelle liegt laut dem Amt für Statistik derzeit für Alleinlebende in Berlin bei 1.239 Euro netto pro Monat und in Brandenburg bei 1.232 Euro monatlich. Laut dem aktuellen Regionalen Sozialbericht Berlin und Brandenburg (2022) sind die Berliner Bezirke mit dem höchsten Anteil an armutsgefährdeten Einwohnern Neukölln (29,4 Prozent), Mitte (23,2 Prozent) sowie Spandau und Marzahn-Hellersdorf (jeweils 20,4 Prozent). Die Bezirke Charlottenburg-Wilmersdorf (13,5 Prozent), Treptow-Köpenick (13,2 Prozent) und Pankow (12,5 Prozent) stehen vergleichsweise am besten da.

 

Wohnen wir uns arm?
Mit der Rente sinkt für die meisten die Summe, die sie monatlich zur Verfügung haben. Miete, Heiz- und Nebenkosten wollen aber natürlich weiterhin bezahlt werden. Pensionärinnen und Pensionäre können auch nicht einfach in eine kleinere Wohnung umziehen. Denn die Mieten steigen: Der Quadratmeter in Friedrichshain-Kreuzberg wird aktuell für durchschnittlich 15,70 Euro Kaltmiete angeboten. Noch nie war Wohnraum teurer als heute – und seniorengerechte Wohnungen gibt es in Berlin aktuell sowieso viel zu wenige.

Zum Altern in Deutschland äußern mehr als ein Drittel der älteren Berlinerinnen und Berliner konkrete Sorgen, die Kosten für das Haus oder die Wohnung künftig nicht mehr tragen zu können. An Geld für den nächsten Restaurantbesuch, für Zoobesuche mit den Enkeln oder eine neue Brille ist dabei erst recht nicht zu denken.

Und tatsächlich: Etwa 28 000 Berlinerinnen und Berliner stocken ihre Rente im Jahr 2024 durch die Grundrente auf. Denn manchmal reicht das Geld am Monatsende nicht einmal mehr für den Einkauf im Discounter. Die Grundsicherung hilft, den Bedarf des täglichen Lebens bezahlen zu können.

Malochen bis zum Tod – Medienpanik oder Realität?
In einem Gastbeitrag für „Die Zeit“ rund um das Thema Altersarmut bei Frauen beschrieb die Altersforscherin Irene Götz von der Ludwig-Maximilians-Universität München bereits vor einigen Jahren bedrückende Szenarien: Die von der Wissenschaftlerin befragten Frauen hatten vielfach grundlegende Existenzprobleme, manche heizten nur noch ein Zimmer in ihrer Wohnung. Andere Sparmaßnahmen bestanden darin, Supermärkte nach besonders billigen Lebensmitteln zu durchforsten oder Kohlrabi auszukochen, der weggeworfen worden war. Letztlich wurde sogar auf Kosten der Gesundheit gespart, wenn sich die Frauen mit Mini-Rente ihre Zahnschmerzen nicht mehr behandeln ließen.

Andere Medien beschreiben Rentnerinnen und Rentner, die sich bis ins hohe Alter mit körperlich anstrengenden Nebenjobs über Wasser halten müssen, indem sie zum Beispiel jeden Tag um sechs Uhr morgens die Zeitungen austragen. Auch Flaschensammeln wird als potenzielle Einnahmequelle bedürftiger Rentnerinnen und Rentner beschrieben. Sozialer Rückzug verschärft die Situation der Betroffenen zusätzlich.

Natürlich werden Fragen der Alterssicherung und prekäre Lebenslagen älterer Menschen gerne öffentlichkeitswirksam verwertet und ausgeschmückt. Tatsache ist aber: 18,8 Prozent der Frauen in Berlin über 65 sind armutsgefährdet, wie sich dem Regionalen Sozialbericht Berlin und Brandenburg (2022) entnehmen lässt.

Die Zahl ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen: Im Jahr 2020 waren es noch 15 Prozent und im Jahr 2021 17,6 Prozent. Die Folge der unterbrochenen Erwerbsbiographien, der Ausweitung von Beschäftigungsverhältnissen im Niedriglohnsektor und der rentenrechtlichen Veränderungen: Viele alleinlebende Frauen über 65 müssen mit weniger als 900 Euro monatlich auskommen und viele Frauen über 65 sind auf Unterstützung durch Angehörige angewiesen.

Warum scheuen viele Bedürftige den Antrag auf Grundsicherung?
Es gibt eine einfache Faustregel der Deutschen Rentenversicherung: Wenn Ihr gesamtes Monatseinkommen unter 1.016 Euro liegt, sollten Sie einen Anspruch auf Grundsicherung prüfen lassen. Die Grundsicherung wird unabhängig davon gezahlt, ob Sie bereits eine Altersrente erhalten. Zuletzt bezogen in Deutschland insgesamt knapp 469.000 Personen ab 65 Jahren Leistungen der Grundsicherung im Alter. Das entspricht aktuell bundesweit 3,9 Prozent der Menschen dieser Altersklasse. In Berlin lag diese Quote überdurchschnittlich hoch bei 7,2 Prozent. 

In Wahrheit ist die Zahl der Bedürftigen wohl viel höher. Gerade ältere Menschen scheuen sich davor, Sozialleistungen in Anspruch zu nehmen – aus Scham oder aus Sorge, ihre Kinder könnten zur Kasse gebeten werden. Dabei ist diese Sorge unberechtigt: Die Grundsicherung wird unabhängig vom Einkommen der Kinder gewährt – es sei denn, dass im Einzelfall ein sehr hohes Einkommen (mehr als 100.000 Euro Brutto/jährlich) vorhanden ist. Die Höhe der bewilligten Unterstützung wird für jeden Antragsteller und jede Antragstellerin individuell berechnet. Dem Statistischen Bundesamt zufolge lag der durchschnittliche Bedarf bei 1.027 Euro, wenn keinerlei anrechenbares Einkommen vorhanden ist.

Armut statt Ruhestand?
Das Statistische Bundesamt hat hochgerechnet, dass in weniger als 15 Jahren wegen der geburtenstarken Jahrgänge 24 Millionen Bürgerinnen und Bürger in Deutschland über 65 Jahre alt sein werden: Das sind fast sechs Millionen mehr Rentnerinnen und Rentner als jetzt.
Einer Prognose des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung  zufolge werden 27,8 Prozent dieser Pensionärinnen und Pensionäre von staatlichen Leistungen abhängig sein. Folglich sollte sich heute niemand mehr allein auf die staatliche Rente verlassen und stattdessen auch privat fürs Alter vorsorgen.

 

Wie lässt sich Altersarmut bei Frauen und Männern verhindern?
Die beste Empfehlung gegen Altersarmut – sowohl bei Frauen als auch bei Männern – ist, das Thema Altersvorsorge möglichst früh in die eigenen Hände zu nehmen. Besonders Frauen sollten regelmäßig Geld anlegen, um im Alter finanziell unabhängig zu sein – ohne Unterstützung ihrer Kinder oder Enkel. Wer den Sparanteil für die Altersvorsorge frühzeitig und langfristig einkalkuliert, kann auch mit kleinen Beträgen bis zum Rentenbeginn eine stattliche Summe erreichen.

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