Die Umwelt schonen und dabei Geld sparen können Bauherren, indem sie schon bei der Planung die Energieeffizienz ihrer Immobilie optimieren. Die aktuell höchsten Standards im nachhaltigen Bauen sind das Aktiv- und das Passivhaus. Unser Überblick informiert Sie über die Unterschiede und die Fördermöglichkeiten.
Alle Niedrigenergiegebäude sind gekennzeichnet durch einen Energieverbrauch, der den rechtlich zulässigen Wert für Neubauten unterschreitet. Das allgemeine Anforderungsniveau definiert in Deutschland die "Energieeinsparverordnung" (EnEV). Sie schreibt fest, welchen Primärenergiebedarf Neubauten - aber auch sanierte Altbauten - einzuhalten haben. Unterschreitet ein Gebäude diesen Energieverbrauch, ist es also energetisch sparsamer als vorgeschrieben, erfüllt es einen strengeren Energiestandard. Von diesen gibt es verschiedene: Beispielsweise definiert die KfW-Förderbank eigene Standards für den Neubau und die Sanierung, unter anderem das KfW-Effizienzhaus 55 und das KfW-Effizienzhaus 40 und 40 Plus. Letzteres verbraucht nur 40 Prozent der Primärenergie, die einem vergleichbaren Neubau nach EnEV zusteht. Beim KfW-Effizienzhaus 40 Plus wird außerdem ein wesentlicher Teil des Energiebedarfs am Gebäude erzeugt und kann im Haus für den späteren Verbrauch gespeichert werden.
Die Begriffe Aktiv- und Passivhaus bezeichnen Immobilientypen, die noch sparsamer als das Effizienz- bzw. Niedrigenergiehaus sind. Den Großteil des Heizwärmebedarfs deckt ein Passivhaus ohne Heizungen, und zwar alleine durch die Wärmeabgabe von Geräten und Personen sowie durch die Sonneneinstrahlung. Daher rührt auch der Name: Der Großteil der Temperaturregulierung findet passiv, ohne Wärmezufuhr durch Heizungen oder Ähnliches statt. Ermöglicht wird dies durch die optimale Wärmedämmung der Außenwände, der Bodenplatten und des Daches, moderne Fensterisolierungen und eine kontrollierte Wohnraumlüftung. Definiert wurde der Passivhaus-Standard vom Passivhaus Institut Darmstadt. Der Energiestandard gibt folgende Kennzahlen vor:
Zudem definiert das Institut verschiedene „Behaglichkeitskriterien“, unter anderem für die Lüftungseffizienz, die Lufthygiene (nach DIN 1946) und die Lautstärke der Lüftungsanlage, deren Schallbelastung unter 25 dBa liegen muss.
Während ein Passivhaus die Zufuhr von Heizenergie auf ein Minimum reduziert, geht ein Aktivhaus einen entscheidenden Schritt weiter: Im Jahresdurchschnitt soll es eine positive Energiebilanz haben, es stellt im Optimalfall mehr Energie her, als es verbraucht. Ist der Bau darauf angelegt, die Energiebilanz ausgeglichen zu halten, spricht die nachhaltige Bauwirtschaft vom Nullenergiehaus. Ist die Bilanz positiv, liegt ein Plusenergiehaus vor. Hinsichtlich der technischen Anforderungen übertrifft das Aktiv- das Passivhaus. Voraussetzung sind wie bei Letzterem hochmoderne Dämmungen und Isolierungen sowie eine kontrollierte Wohnraumlüftung. Hinzu kommen Photovoltaik- oder Solarthermie-Anlagen, Batterien zur Energie- und Wärmespeicherung und optimal ausgerichtete Fensterfronten. Der strenge Aktivhaus-Standard zielt hinsichtlich energetischer Kennzahlen auf die sogenannte "dreifache Null":
In Deutschland wurde das erste Aktivhaus als Prototyp im Jahr 2014 erbaut. Der Standard ist vor allem eine Zielvorgabe, ein Zukunftsversprechen für ökologisch und ökonomisch nachhaltiges Bauen.
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Beim Aktiv- und Passivhaus gleichermaßen ist eine durchdachte Planung der energetischen Sanierung bzw. des Baus notwendig. Das bedeutet für das Aktiv- wie für das Passivhaus: Die Kosten für Konzeption und Errichtung sind höher als bei konventionellen Immobilien derselben Größe. Bei der Planung eines Aktivhauses sind zudem noch die Ausrichtung der Fensterfronten, die mittlere Sonneneinstrahlung, die Möglichkeit zur Geothermie-Nutzung und andere Faktoren einzubeziehen. Eine allgemeine Aussage über die Mehrkosten der beiden Standards ist deswegen nur schwer zu treffen. Laut dem EU-geförderten CEPHEUS-Projekt, das die Mehrkosten von Passivhäusern empirisch untersuchte, betragen die Baumehrkosten etwa fünf bis acht Prozent im Vergleich zu einem konventionellen Bau. Durch die Einsparungen im Bereich Heizenergie und Strom würden sich diese Mehrkosten im Lauf von knapp 30 Jahren amortisieren. Komplexer ist die Mehrkostenberechnung für ein Aktivhaus. Einzubeziehen sind die Preise für Photovoltaik-Anlagen, Wärmepumpen und vergleichbare Geräte. Für eine konkrete Einschätzung und Planung ist ein unabhängiger Energieberater unverzichtbar.
Trotz der Mehrkosten beim Bau eines Aktiv- und Passivhauses lohnt sich die Errichtung oftmals, nicht nur als Zukunftsinvestition in Zeiten steigender Energiepreise. Als Bauherr bzw. Eigentümer einer bestehenden Immobilie können Sie auf zahlreiche Fördermöglichkeiten zurückgreifen. Am wichtigsten sind die Programme der KfW-Förderbank wie die „Bundesförderung für energieeffiziente Gebäude (BEG)“ – mit zinsgünstigen Krediten und Tilgungszuschüssen. Dabei gilt: Je besser der Energiestandard, desto höher der Tilgungszuschuss.
Wichtig für Bauherren: Voraussetzung für die Förderung durch die KfW ist, dass ein unabhängiger Energieberater die Energieeffizienz des Projekts prüft und gegebenenfalls anpasst. Die zusätzlichen Kosten für die Beratung und Baubegleitung werden ebenfalls von der KfW gefördert.
Durch Energieeffizientes Bauen und Sanieren reduzieren Sie die Energiekosten der Immobilie maßgeblich und schonen so Umwelt und Geldbeutel. Zusätzlich zu den Einsparungen im Bereich Heizungskosten profitieren Sie als Bauherr bzw. Modernisierer durch zinsgünstige Förderprogramme, beispielsweise die KfW-Förderbank.
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