Ob Forschungseinrichtungen, öffentlicher Dienst oder die Privatwirtschaft: Die Einsatzgebiete für Tiermediziner sind überaus vielfältig. Ein großer Teil der Absolventen der Veterinärmedizin entscheidet sich jedoch auf kurz oder lang für die Niederlassung in einer Tierarztpraxis mit Schwerpunkt auf der Kleintier- oder der Groß- und Nutztierbehandlung. Dabei hat ein Kleintierarzt nicht nur andere Patienten als ein Großtierarzt, sondern auch der berufliche Alltag gestaltet sich oft sehr unterschiedlich. Wir haben die Betätigungsfelder für Sie verglichen.
Vom Irish Setter bis zur Vogelspinne – als Kleintierarzt haben Sie es meist mit einer besonders vielfältigen Klientel zu tun. Ähnlich abwechslungsreich sehen die Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten aus: Das Spektrum reicht von Ultraschall- und Röntgenuntersuchungen über die Labordiagnostik zu Operationen. Mit Spezialisierungen und Weiterbildungen, beispielsweise in alternativen Heilmethoden, können Sie Ihr Tätigkeitsgebiet als Kleintierarzt um zusätzliche interessante Aspekte erweitern.
Ein Nutztierarzt hat es mit weniger Tierarten, dafür meist mit einer größeren Anzahl an Patienten zu tun, die überwacht, betreut und behandelt werden müssen. Impfungen, Besamungen und die Geburtshilfe gehören dabei zum Tagesgeschäft. Zur Bestandsbetreuung in landwirtschaftlichen Betrieben zählt auch die Beratung im Hinblick auf Fütterung, Zucht und Stallmanagement. Ein Großtierarzt mit Schwerpunkt auf der Pferdemedizin führt viele Diagnosen und Therapien vor Ort durch. Mit der Lahmheitsdiagnostik, Zahnbehandlungen, Ultraschall- und Röntgenuntersuchungen sowie der Gestütsbetreuung ist die Bandbreite der möglichen Tätigkeiten groß.
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Die Arbeits- und Bereitschaftszeiten variieren häufig zwischen Kleintierarzt und Großtierarzt. Während die meisten Kleintierärzte feste Praxiszeiten haben und Hausbesuche auf optionaler Basis abstatten, gehört es zum Job des Großtierarztes oft dazu, auf Abruf bereit zu stehen. Zwar ist auch ein Kleintierarzt vor Überstunden nicht gefeit, da in der Kleintierpraxis ebenfalls Notfälle dazwischenkommen können, die die Sprechstundenplanung durcheinanderbringen. Doch nachts und am Wochenende wenden sich Kleintierhalter meistens an den tierärztlichen Notdienst oder an Tierkliniken. Pferdemediziner und Nutztierärzte sind daher häufiger von außerplanmäßigen Zusatzdiensten und nächtlichen Einsätzen, beispielsweise aufgrund einer Geburt, betroffen. In einer Gemeinschaftspraxis können Überstunden und hohe Präsenzzeiten leichter ausgeglichen werden.
Als Kleintierarzt ist nicht nur therapeutische Kompetenz in der Behandlung der Vierbeiner, sondern auch ein psychologisches Gespür für die Anliegen und Sorgen der Tierhalter gefragt. Als Großtierarzt sollten Sie dagegen über eine hohe körperliche Belastbarkeit verfügen, da die Arbeit am Patienten sehr kraftaufwendig sein kann. Zudem legen Pferde- und Nutztierärzte oft weite Strecken mit dem Auto zurück.
Die „Landflucht“ ist unter Tiermedizinern hoch: Viele Absolventen können sich nach einem Studium an den Universitätsstandorten Leipzig, Gießen, Hannover, Berlin und München nicht vorstellen, in eine ländliche Region zu ziehen. Da der Bedarf an Großtierärzten jedoch auf dem Land naturgemäß höher als in der Stadt ist und zudem zunehmend mehr Studenten in der Kleintier- oder der Pferdemedizin arbeiten wollen, warnen Experten seit Jahren vor einem Mangel an Nutztierärzten in vielen Regionen. Dagegen ist die Dichte an Kleintierpraxen insbesondere in den Städten meist hoch und der Konkurrenzdruck entsprechend groß. Wenn Sie als Kleintierarzt mit dem Gedanken an eine Niederlassung spielen, ist hier also eine möglichst präzise Standortanalyse wichtig. Mit einer gefragten Spezialisierung können Sie sich in den Ballungsräumen leichter durchsetzen.
Ob Sie als Kleintierarzt oder als Großtierarzt mehr verdienen, lässt sich nicht pauschal beantworten, da dies von mehreren Faktoren abhängt. Dazu zählen regionale Aspekte, Spezialisierungen sowie Weiterbildungen und die Frage, ob Sie Inhaber einer Praxis sind oder als Angestellter arbeiten. Im Durschnitt verdient ein Nutztierarzt aber etwas besser als ein Kleintierarzt, was vor allem auf den größeren Konkurrenzdruck zwischen Kleintierpraxen zurückzuführen ist. Andererseits sind viele private Tierbesitzer bereit, höhere Diagnose- und Behandlungskosten in Kauf zu nehmen als Nutztierhalter, für die ökonomische Aspekte im Vordergrund stehen. Schweine und Rinder werden eher geschlachtet, als sie einer kostenintensiven Therapie zu unterziehen. Pferdebesitzer hängen dagegen oft sehr an ihrem Tier und nehmen daher häufig auch aufwendigere Behandlungen in Kauf.
Auch das Modell der Gemischtpraxis ist weit verbreitet. Je nach Standortfaktoren und Nachfrage können die Schwerpunkte dabei stärker auf der Großtier- oder der Kleintierpraxis liegen. So kann ein Großtierarzt beispielsweise für wenige Stunden in der Woche eine Kleintiersprechstunde abhalten. Umgekehrt gibt es Veterinärmediziner, die einen Großteil ihrer Arbeitszeit als Kleintierarzt ableisten und für den Bedarfsfall zusätzlich einen mobilen Dienst für die Behandlung von Pferden und Nutztieren im Umkreis anbieten. Eine Gemischtpraxis ist somit zwar in der Regel weniger spezialisiert als ein reiner Pferde- oder Kleintierarzt, kann jedoch gerade in ländlichen Regionen auf unterschiedliche Anforderungen reagieren.
Wer in die kurative Praxis gehen will, egal, ob das die Pferde-, Schweine- oder Kleintiermedizin ist, muss damit rechnen, keinen 9-to-5-Job zu machen, anders als das vielleicht in der Forschung oder im öffentlichen Dienst der Fall ist. Wenn man mit der Praxis erfolgreich sein will, handelt es sich in jedem Fall um einen sehr zeit- und nervenaufreibenden Beruf.
Man muss bedenken, dass die Behandlung im Großtierbereich wesentlich von ökonomischen Faktoren abhängt. Meist geht es um die Frage, wann die Behandlungskosten den Schlachtwert übersteigen. In der Kleintierpraxis gibt es diese Beschränkungen nicht, denn da geht es um das individuelle Tier. Hier können tendenziell mehr Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft werden.
Das ist schwierig zu beantworten, denn das Problem liegt in meinen Augen bereits im Studium. Da man sich nicht auf eine Richtung festlegen muss, bekommt man zwar in alles einen Einblick, geht aber nirgendwo wirklich in die Tiefe. Dabei sind die einzelnen Bereiche in sich so komplex, dass eine tiefergehende Spezialisierung schon im Studium wünschenswert wäre. In Nebenjobs können Studenten jedoch austesten, was ihnen liegt. Man sollte in jedem Fall seinen persönlichen Neigungen folgen.
Die Unterbezahlung von Tierärzten stellt ein großes Problem dar. Die bestehende Gebührenordnung gleicht noch nicht einmal die Inflationsrate aus. Das schlechte Gehalt wird dem anspruchsvollen Studium nicht gerecht und ist mit ein Grund dafür, dass es für Praxisinhaber schwierig ist, Praxispersonal zu finden. Hinzu kommt die erschwerte Vereinbarkeit von Beruf und Familie, weshalb gerade Frauen – die 90 Prozent der Studierenden ausmachen – oft frühzeitig wieder aussteigen.
Wir haben einen Beruf, der davon lebt, dass man ständig praktiziert, denn nur so kann man sich stetig verbessern. Daher gilt: Machen, machen, machen.
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