Viele Absolventen der Tiermedizin träumen davon, auf kurz oder lang eine Tierarztpraxis zu eröffnen. Und tatsächlich lassen sich rund ein Drittel der Tiermediziner mit einer Praxis nieder. Welche Voraussetzungen Sie mitbringen sollten, um erfolgreich eine eigene Praxis als Tierarzt zu führen und was beim Schritt in die Selbstständigkeit zu beachten ist, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Laut einer in der „Berliner und Münchener Tierärztlichen Wochenschrift“ veröffentlichten Studie können Tierärzte mit eigener Praxis im Schnitt mit deutlich höheren Verdienstmöglichkeiten rechnen als ihre Kollegen, die im Angestelltenverhältnis in einer Tierarztpraxis arbeiten. Neben dem finanziellen Aspekt bringt die Eröffnung einer eigenen Tierarztpraxis weitere attraktive Vorteile mit sich: „Als Praxisinhaber sind Sie Ihr eigener Chef, können eigene Entscheidungen treffen und darüber bestimmen, welche Maßnahmen wie durchgeführt werden“, sagt Stephanie Bothien, die in Berlin-Mahlsdorf ihre eigene Tierarztpraxis leitet. „Zudem können Sie in einem gewissen Rahmen eigenständig Ihre Arbeitszeiten festlegen“, fügt sie hinzu.
Im Vergleich zum Angestelltenverhältnis ist die Selbstständigkeit dafür mit einer erheblich größeren Verantwortung verbunden. Zudem ist eine hohe Einsatzbereitschaft gefragt: „Im Begriff ‚selbstständig‘ stecken nicht umsonst die Wörter ‚selbst‘ und ‚ständig‘“, stellt Tierärztin Bothien klar. „Natürlich müssen Sie als Praxisinhaber daher auch mit Einschränkungen im Privatleben rechnen. Vor allem eine gute Kopplung von Beruf und Familie lässt sich nicht immer problemlos realisieren.“ Viele Tierärzte entscheiden sich daher für die Niederlassung in einer Gemeinschaftspraxis: „Wenn Sie in einer Gemeinschaftspraxis arbeiten oder in der Einzelpraxis weitere Tierärzte angestellt sind, können Sie sich einen gewissen Freiraum schaffen“, so Bothien.
Wer selbstständig als Tierarzt arbeiten will, muss eine Reihe von persönlichen Voraussetzungen mitbringen: „Man sollte sich darüber im Klaren sein, dass es in der eigenen Tierarztpraxis nicht mehr allein um die Behandlung von Tieren geht“, erwähnt Stephanie Bothien. „Als Praxisinhaber sind Sie auch Unternehmer, Betriebswirt und Chef. Daher sollten Sie sich keinesfalls vor organisatorischen und bürokratischen Aufgaben scheuen. Auch die Mitarbeiterführung gehört selbstverständlich zum Berufsalltag. Nicht zuletzt sollte man mit eigener Tierarztpraxis ein starkes Nervenkostüm mitbringen, falls sich einmal kurzfristige finanzielle Engpässe einstellen“, sagt sie.
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Wenn Sie mit dem Gedanken spielen, eine eigene Praxis als Tierarzt zu eröffnen, haben Sie prinzipiell zwei Möglichkeiten: Sie können eine Praxis komplett neu gründen oder die Praxisnachfolge in einer bestehenden Tierarztpraxis antreten, die beispielsweise aus Alters- oder gesundheitlichen Gründen aufgegeben wird. Das zuletzt genannte Modell kann den Vorteil haben, dass Sie den vorhandenen Kundenstamm gegebenenfalls gleich mitübernehmen. „Meiner Meinung nach zeigt sich dieser Vorteil vor allem dann, wenn Sie vor der Übernahme schon länger in der Praxis gearbeitet haben und Sie den Tierhaltern bekannt sind. Wenn Sie hingegen eine Tierarztpraxis übernehmen, in der niemand Sie kennt, müssen Sie sich das Vertrauen der Patientenbesitzer wie bei der Neugründung erst erwerben“, merkt Stephanie Bothien an.
Ein möglicher Pluspunkt der Praxisübernahme liegt darin, dass vorhandene Strukturen genutzt werden können und so der Start in den beruflichen Alltag schneller vonstattengeht. Zudem fallen anfängliche Investitionen oft geringer aus. „Das gilt zumindest dann, wenn die übernommene Praxisausstattung technisch auf dem neuesten Stand ist. Ist das medizinische Equipment bereits in die Jahre gekommen, muss auch bei einer Praxisübernahme mit höheren Ausgaben gerechnet werden“, sagt die Berliner Tierärztin.
Der Vorteil einer Neugründung liegt wiederum darin, dass Sie den Standort Ihrer Praxis verhältnismäßig frei bestimmen können, während Sie bei einer Übernahme auf das aktuelle Angebot beschränkt sind. Ein Patentrezept für den idealen Standort für die eigene Tierarztpraxis gibt es ohnehin nicht: „Im ländlichen Raum sind Großtierärzte sehr gefragt, es gibt dort einen deutlichen Fachpersonalmangel“, erklärt Bothien.
„Als Kleintierarzt muss man abwägen: Einerseits sind die Menschen in ländlichen Regionen oft weniger bereit, höhere Summen für die tierärztliche Behandlung aufzuwenden als in der Großstadt. Andererseits gibt es auf dem Dorf generell immer weniger Tierärzte. Bei der Standortwahl sollten Sie im konkreten Fall darauf achten, wie gut die Gegend situiert ist und wie viele andere Tierarztpraxen es im unmittelbaren Umfeld gibt. Gegebenenfalls kann auch eine Spezialisierung sinnvoll sein, um sich von der Konkurrenz in der Nachbarschaft abzuheben“, empfiehlt die Tierärztin aus Berlin-Mahlsdorf.
Die Grundlage einer erfolgreichen Praxisgründung besteht in einem durchdachten Businessplan, der ein realistisches Finanzierungskonzept beinhalten sollte. Ob Sie eine eigene Tierarztpraxis gründen oder eine bestehende Praxis übernehmen, in jedem Fall sollte mit professioneller Unterstützung ein solider Finanzierungsplan erstellt werden. Zudem ist es sinnvoll, sich vorab intensiv mit Kollegen auszutauschen: „Es hilft sehr, mit einem befreundeten Kollegen zu sprechen, der einem vielleicht auch mal konkrete Zahlen aus seiner Praxis verrät“, sagt Stephanie Bothien.
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Der Finanzierungsplan steht und Sie sind bereit, Ihre eigene Praxis als Tierarzt zu gründen? Vor der Praxiseröffnung müssen eine Reihe formaler Bedingungen erfüllt sein. Dazu zählen:
Da der Beruf des Tierarztes unter die „Freien Berufe“ fällt, ist es in der Regel nicht notwendig, ein Gewerbe anzumelden. Es gibt hier jedoch bestimmte Grenzfälle. Ziehen Sie bei rechtlichen Fragen stets den Rat eines Fachanwaltes hinzu. Bei Fragen zu den Anforderungen für die Praxisgründung können Sie sich auch an die zuständige Tierärztekammer wenden.
„Wer eine eigene Tierarztpraxis eröffnen will, sollte ein grundlegendes betriebswirtschaftliches Verständnis mitbringen“, rät Stephanie Bothien. „Sie sollten sich immer bewusst machen, dass Sie von diesem Job leben möchten. Das geht nur, wenn Sie die Preise entsprechend kalkulieren und für eine gute Arbeit eine angemessene Bezahlung verlangen.“ Die Gebührenordnung für Tierärzte – kurz GOT – gibt den Rahmen vor, in dem Tierärzte Leistungen abrechnen dürfen. So darf je nach Aufwand der Behandlung, Praxisstandort und weiteren Kriterien der ein- bis dreifache Gebührensatz veranschlagt werden. Praxisinhaber sollten diesen Rahmen angemessen ausschöpfen: „Die Spannbreite sollten Sie so nutzen, dass Sie nicht auf den Kosten Ihrer Praxis sitzen bleiben und für Ihre tatsächlichen geleisteten Aufwendungen angemessen bezahlt werden“, empfiehlt Tierärztin Bothien.
Wenn Sie sich frisch selbstständig als Tierarzt gemacht haben, ist es besonders wichtig, neue Kunden an sich zu binden. Da sich viele Patientenbesitzer heute zunächst im Web informieren, sollten Sie auf einen professionellen Online-Auftritt keinesfalls verzichten. Dieser muss nicht extrem aufwendig sein: „Eine übersichtliche Homepage sowie der Eintrag in Online-Branchenverzeichnisse können schon ausreichen“, meint Tierärztin Bothien. „Auch die Präsenz in Social Media, zum Beispiel in Facebook, kann sinnvoll sein. Das Wichtigste ist in meinen Augen jedoch nach wie vor die Mund-zu-Mund-Propaganda: Wenn Sie eine gute Arbeit leisten, spricht sich das auch herum.“
„Als Inhaber einer eigenen Tierarztpraxis sind Sie ein bisschen ‚Mädchen für alles‘“, fasst Stephanie Bothien zusammen. „Es ist letztlich eine Typfrage, ob man bereit ist, neben der eigentlichen tierärztlichen Behandlung eine Vielzahl anderer Aufgaben zu erledigen. Wenn man das mag, findet man in der Selbstständigkeit als Tierarzt einen sehr abwechslungsreichen Job.“
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