Endlich sein eigener Herr sein und mehr Geld verdienen – eine eigene Logopädie-Praxis zu gründen, ist der Wunsch vieler Sprech- und Sprachtherapeuten. Doch lohnt sich die Gründung und was ist zu beachten? Unser Beitrag liefert Antworten.
Die Logopädie ist nach der Interessengemeinschaft selbstständiger LogopädInnen und SprachtherapeutInnen e.V. (LOGO Deutschland e.V.) ein starkes Stück Mittelstand. Als Wirtschaftsbranche ist sie insbesondere von Praxisinhaberinnen mit Hochschulabschluss geprägt. Laut der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) gibt es bundesweit etwa 8.700 Praxen im Bereich Logopädie. Fast 70 Prozent aller Betriebe werden entweder allein oder mit bis zwei Mitarbeitern geführt.
In der Logopädie herrscht zunehmend Fachkräftemangel. Und der Bedarf an Medizinern, die zur flächendeckenden Patientenversorgung beitragen, ist hoch. Dementsprechend gut sind die Chancen, eine logopädische Praxis erfolgreich aufzubauen. Allerdings müssen sich angehende Praxisinhaber im Klaren sein, dass eine Gründung trotz des hohen Bedarfs nicht mit weitreichenden finanziellen Freiheiten gleichzustellen ist. Laut LOGO Deutschland e.V. konnten Praxisinhaber 2019 zwar eine steigende Vergütung erzielen, es fehlte dennoch ein fünfstelliger Betrag pro Jahr im Vergleich zu einer entsprechenden tariflichen Angestelltentätigkeit. Der Interessengemeinschaft zufolge arbeiten Praxisinhaber im Mittel 49 Stunden pro Woche und erzielen dabei ein durchschnittliches monatliches Betriebsergebnis von 3.185 Euro vor Rücklagen.
Wer sich in der Logopädie selbstständig machen möchte, macht dies in der Regel nicht in erster Linie aus finanziellen Gesichtspunkten. Eine eigene Praxis bietet viele persönliche Freiheiten, die für die Gründung sprechen. Als Inhaber einer Logopädie-Praxis ist man sein eigener Chef und kann Innovationen und frischen Wind in seinen Betrieb einbringen. Praxisinhaber können die fachliche Ausrichtung ihres Unternehmens selbst festlegen und ihren Traumberuf nach den eigenen Fach- und Wertevorstellungen ausüben.
Weiterhin können ein geschickt gewählter Praxisstandort und ein durchdachter Businessplan durchaus erfolgsversprechend sein. Eine Existenzgründung im Bereich Logopädie ist zudem weniger kostenintensiv und somit weniger risikoreich als in manch anderen medizinischen Berufen.
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Es muss nicht gleich eine neue Praxis sein, um selbstständig zu arbeiten. Einen bestehenden Betrieb zu übernehmen, ist eine lohnende Alternative zur Praxisneugründung. Der Betrieb ist bereits voll ausgestattet und verfügt über einen etablierten Patientenstamm sowie Mitarbeiter. Hohe, anfängliche Investitionskosten und Aufwendungen für die Personalakquise entfallen. Allerdings ist die Praxisausstattung nicht immer auf dem neuesten Stand. Auch gibt es in der Regel bereits ein feststehendes Praxiskonzept, was den Gestaltungspielraum des neuen Praxisinhabers einschränkt.
Der Beitritt in eine Praxisgemeinschaft ist eine weitere Alternative zur Praxisneugründung. Logopäden oder Mediziner anderer Fachbereiche teilen sich in diesem Fall die Behandlungsräume, ebenso wie die Miete und weitere Betriebskosten.
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Die Standortwahl ist ein entscheidendes Kriterium für den Praxiserfolg. Sie bestimmt maßgeblich darüber, ob es dem neuen Praxisinhaber gelingt, einen soliden Patientenstamm aufzubauen. Grundsätzlich gibt es kein Patentrezept für den idealen Praxisstandort. Gründer sollten sich daher genau überlegen, wo sie ihren Betrieb eröffnen. Es gilt: Recherchieren, wo aktuell Bedarf an Logopäden besteht. So ergibt es beispielsweise keinen Sinn, eine Praxis zu gründen, wenn in der Nähe bereits zwei andere Kollegen tätig sind. Da insbesondere Kinder im Fokus der logopädischen Arbeit stehen, kann es sich lohnen, eine Praxis in unmittelbarer Nähe zu Wohngebieten mit vielen Familien zu eröffnen. Ebenso besteht in vielen ländlichen Regionen hoher Bedarf an Fachärzten wie Logopäden.
Grundsätzlich dürfen ausgebildete Logopäden nur Privatpatienten betreuen. Das ist nicht unbedingt schlecht, da für Privatkunden höhere Behandlungssätze gefordert werden können. Auch der bürokratische Aufwand ist im Vergleich zu gesetzlich Versicherten geringer. Allerdings fällt ein Großteil der ärztlichen Verordnungen auf Kassenpatienten. Dementsprechend tendieren selbstständige Mediziner oft dazu, beide Versichertentypen zu kombinieren.
Um als Logopäde Kassenpatienten zu behandeln, muss der Praxisinhaber eine Kassenzulassung bei der ARGE Heilmittelzulassung Berlin-Brandenburg beantragen. Hierbei müssen viele Angaben gemacht werden, die über eine erfolgreiche Zulassung entscheiden. Dazu zählen:
Die Details können Praxisinhaber dem Berichtsbogen Stimm-, Sprech- und Sprachtherapeutische Praxis entnehmen.
Wer eine Logopädie-Praxis gründen möchte, ist mehr als ein Mediziner – er ist gleichzeitig Geschäftsmann. Eine solide Business- und Finanzplanung ist deshalb das A und O für jedes Gründungsvorhaben. Angehende Praxisinhaber sollten schon vorab auf alle finanziellen Fragen eine passende und realistische Antwort haben. Es kommen viele Kosten auf angehende Logopädie-Praxisinhaber zu. In der Regel lassen sich diese über das passende Darlehen abdecken.
Tipp: Logopäden können sich bei der Berliner Sparkasse zu allen wichtigen Fragen zur Existenzgründung beraten lassen und erhalten Tipps zu vielfältigen Fördermöglichkeiten.
Wer als Logopäde den Weg in die Selbstständigkeit wagt, steht vor einem spannenden Schritt. Eine Gründung eröffnet weitreichende berufliche Freiräume und Gestaltungsmöglichkeiten. Erfolgsfaktoren für die Praxis sind eine strategisch sinnvolle Standortwahl sowie ein solides Business- und Finanzierungskonzept. Für Logopäden ist es ratsam, sich professionelle Unterstützung in Form einer Gründerberatung zu holen.
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