Jana Lischka tippt die Zahlen in den Rechner. Noch einmal kalkuliert die 41-Jährige das Angebot für das Pflegeheim, das sich für die Steckbeckenspüler interessiert. Vater Leonhard Lischka lässt seinen Blick über die Zahlenkolonnen gleiten, nickt zustimmend.
Er war es, der 1993 die Lischka GmbH gründete. Als Zwei-Mann-Serviceunternehmen für Medizintechnik gestartet, ist die Firma heute Systemanbieter für medizinisches Mobiliar, produziert Reinigungs- und Desinfektionsgeräte und Krankenhausausstattungen aus Edelstahl und Stahlblech. Darunter die Steckbeckenspüler, spezielle Waschmaschinen für den „Nachttopf“ von Altenheimbewohnern und Krankenhaus-Patienten.
70 Mitarbeiter sind in dem Marzahner Werk beschäftigt. Leute, die sich Anfang 2021 umstellen mussten, wenn sie etwas mit der Firmenleitung zu besprechen haben. Statt „Hey Chef, ich hab‘ da mal ‘ne Frage“ muss es nun „Hey Chefin“ heißen. Natürlich ist Leonhard Lischka noch in der Firma. Er ist viel zu sehr Unternehmer aus Leidenschaft, um sich mit Anfang 60 aufs Altenteil
zurückzuziehen. Doch die Verantwortung für die Firma, die 2017 mit Unterstützung der Berliner Sparkasse aus gemieteten Räumen in ein eigenes Produktions- und Verwaltungsgebä̈ude umziehen konnte, hat er in die Hände seiner Tochter gelegt. Und sein Sohn Stefan hat Prokura bekommen.
„Alle wichtigen Entscheidungen treffen wir zu dritt“, sagt die frisch gekürte Chefin. Geändert habe sich nur die Rollenverteilung. „Früher hörte sich mein Vater unsere Argumente an und hatte das letzte Wort, jetzt ist es umgekehrt.“ Schon während ihrer Ausbildung zur Bürokauffrau half Jana Lischka ihrem Vater gern bei der Buchführung. Nach der Lehre habe sie „gar nicht nach links und rechts geschaut“, sondern fand gleich ihren Platz im Büro der Lischka GmbH. Nebenbei sattelte sie ein BWL-Studium drauf. „Fast wie von selbst“ sei sie ins väterliche Unternehmen hineingewachsen. Ein paar Jahre später stieg auch ihr jüngerer Bruder Stefan mit ein, der gelernte Elektriker ist heute Serviceleiter. „Klar haben wir in der Familie auch Konflikte“, sagt Jana Lischka. „Aber unterm Strich ist mein Vater dankbar, dass wir Kinder sein Lebenswerk fortsetzen.“
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Logisch, dass bei den Lischkas auch nach Feierabend viel über die Firma gesprochen wird – zumal Jana Lischka in der Nähe ihrer Eltern wohnt. Dass es keine strikte Trennung zwischen Beruf und Privatleben gibt, stört sie nicht. „Das sind oft produktive Gespräche am Abend.“ Allerdings auch emotionaler als bei Gesprächen unter Geschäftspartnern, die nicht miteinander verwandt sind. Was Jana Lischka schon festgestellt hat, als sie noch nicht Chefin war: „Als Tochter traut man sich mehr“, gerade wenn es um Innovationen in der Firma geht.
Hand in Hand wird auch in dem Familienbetrieb Top Frisör Wätzold gearbeitet. Daiana Wätzold (55) und ihre Tochter Franziska (32) schneiden der Kundschaft die Haare, Daianas Ehemann Heiko kümmert sich um Terminvergabe und Verwaltung. Zwei Frisörgeschäfte führen die Wätzolds in Marzahn, die sie vor fünf Jahren mit Hilfe der Berliner Sparkasse von Heikos Eltern übernommen haben. Heiko Wätzold arbeitete bis dato in einem anderen Berufszweig. Doch als die Eltern sich zur Ruhe setzen wollten, stand für ihn außer Frage, ins Geschäft einzusteigen. Er sei da „so reingeworfen“ worden, sagt der 53-Jährige. Bereut hat er die Entscheidung nicht – zumal er sich schon bei Übernahme der Firma über seine eigene Nachfolge Gedanken gemacht hatte.
Tochter Franziska hatte noch bei ihren Großeltern das Frisörhandwerk gelernt, war dann in eine andere Firma gewechselt. „Ein halbes Jahr nach der Salonübernahme haben wir sie zurückgeholt“, sagt Heiko Wätzold. Im vorigen Jahr hat sie ihren Meister gemacht. Jetzt bereitet sie sich Schritt für Schritt darauf vor, irgendwann den elterlichen Betrieb zu übernehmen. „Darüber muss ich nachdenken“, hatte sie seinerzeit auf das Angebot geantwortet – und zugesagt, nachdem sie einmal darüber geschlafen hatte. Mittlerweile führt sie das Team sehr gut, wenn die Eltern mal nicht da sind, Einen „Plan B“ hatten die Wätzolds nicht. „Wenn Franziska nicht gewollt hätte, hätten wir neu nachdenken müssen.“ Dabei wäre auch die Berliner Sparkasse eine Option gewesen.
Berliner Sparkasse hilft bei der Suche nach einem Unternehmensnachfolger
Im FirmenCenter „Gründung und Nachfolge“ begleitet ein Expertenteam Unternehmen beim Generationenwechsel. „Wenn ein Inhaber ein bestimmtes Alter erreicht hat, sprechen wir die Pläne zur Unternehmensnachfolge an“, sagt Andreas Gruner, Kundenbetreuer bei der Berliner Sparkasse. Denn wer eine Firma erfolgreich aufgebaut und kompetent geführt hat, möchte den Betrieb dann, wenn es an der Zeit ist, natürlich in gute Hände übergeben. „Wir helfen, einen geeigneten Nachfolger zu finden und begleiten den Inhaber bei der Übergabe“, sagt Gruner. Von der Suche nach einem geeigneten Nachfolger, über die Begleitung bei rechtlichen und wirtschaftlichen Fragen bis hin zu Finanzierung, Vermögensanlage und Altersvorsorge.
Eine externe Lösung ist es schließlich bei Sigrid Block geworden. 42 Jahre lang führte sie die Bergemann Orthopädie – das Geschäft, das ihr Großvater gründete und das sie von ihrem Vater übernahm. Und das in Charlottenburg eine Institution ist: Seit 1942 ist die Schuhmacherei in dem Gebäude am Horstweg zu Hause. Weil ihre beiden Töchter kein Interesse hatten, blieb Sigrid Block nur die Option zu verkaufen, als sie den Betrieb in jüngere Hände geben wollte. Über die Nachfolgebörse der Handwerkskammer stieß sie auf Susan Alex, in der seit dem Absolvieren der Meisterschule der Wunsch gereift war, sich selbstständig zu machen.
Die Chemie zwischen ihr und Sigrid Block habe sofort gestimmt, sagt Susan Alex rückblickend. Kurze Zeit arbeitete sie als Angestellte bei Sigrid Block mit, um alles genau kennenzulernen, dann kaufte sie die Firma – unterstützt durch ein Darlehen der Berliner Sparkasse. Den Namen Bergemann Orthopädie hat sie beibehalten, „weil es Tradition ist“. Ein Zeichen ihrer Verbundenheit mit Sigrid Block, „die doch in dem Geschäft aufgewachsen ist“ und mit der sie sich freundschaftlich verbunden fühlt. „Ab und an schaut sie vorbei, darüber freue ich mich.“
Was muss ich beachten, wenn ich einen Handwerksbetrieb übernehme?
Welche Vorteile bietet die Unternehmensnachfolge im Vergleich zu einer Neugründung? Und wo liegen die Herausforderungen und Risiken? In unserem Ratgeber gehen wir diesen Fragen auf den Grund und geben Tipps für die Betriebsnachfolge im Handwerk.
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Eine Branche blickt nach vorn
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9.640 Handwerksbetriebe bauen auf uns als Finanzpartner. So vielfältig das Handwerk ist, so flexibel stehen wir Ihnen als Ansprechpartner zur Seite.
Mit unserem Ratgeber erhalten Handwerksbetriebe Tipps und Informationen von der Erstellung eines Businessplans über die Digitalisierung des Betriebs hin zu Mitarbeiterzufriedenheit.
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