Der Generationswechsel im Handwerk gehört zu den großen und dringlichen Branchenthemen. Für potenzielle Unternehmensnachfolger, die einen Handwerksbetrieb übernehmen wollen, eröffnen sich angesichts der demografischen Entwicklung zahlreiche, attraktive Möglichkeiten.
Welche Vorteile bietet die Unternehmensnachfolge im Vergleich zu einer Neugründung? Und wo liegen die Herausforderungen und Risiken? In unserem Beitrag gehen wir diesen Fragen auf den Grund und geben Tipps für die Betriebsnachfolge im Handwerk.
Sind Sie bereit dafür, den Staffelstab zu übernehmen und die Nachfolge in einem Handwerksbetrieb anzutreten? Dann gehören Sie zu einer Gruppe von jungen und motivierten Fachkräften, die händeringend gesucht werden. Nach Schätzungen des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks stehen in der Periode von 2018 bis 2024 aufgrund der zunehmenden Überalterung in vielen Gewerken rund 200.000 Betriebsübergaben an.
Zu den wesentlichen Faktoren für eine aussichtsreiche Unternehmensnachfolge gehören zunächst Ihre unternehmerischen Qualitäten. Neben Ihrer persönlichen Eignung – dazu zählen Entscheidungsfähigkeit, Eigeninitiative, Lernfähigkeit oder auch der Rückhalt in der Familie – sind fachliche Voraussetzungen und Branchenkenntnisse sowie die kaufmännische Qualifikation essenzielle Kriterien.
Wichtig: Als Voraussetzung für den selbstständigen Betrieb eines zulassungspflichtigen Handwerks ist ein Eintrag in die Handwerksrolle notwendig. Für diesen Eintrag müssen Sie eine entsprechende fachliche Qualifikation nachweisen. Hier hat der Gesetzgeber erst kürzlich eine wesentliche Änderung vorgenommen. So gilt seit Anfang 2020 wieder eine Meisterpflicht in deutlich mehr Gewerken, darunter für Fliesen- und Plattenleger, Parkettleger und Raumausstatter.
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Wie Sie als Handwerker einen angemessenen Angebotspreis kalkulieren, erläutert unser
Ratgeber. Zudem: Welche Preiskalkulationsmodelle gibt es?
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Einen Handwerksbetrieb zu übernehmen eröffnet Ihnen die Chance, sich selbstständig zu machen und dabei auf bestehende Strukturen zurückzugreifen. Diese Form der Existenzgründung bietet Ihnen im Vergleich zu einer Neugründung eine ganze Reihe von Vorteilen:
Trotz zahlreicher Vorteile ist es nicht automatisch leichter, einen bestehenden Handwerksbetrieb zu übernehmen. Neben den Herausforderungen, einen gestandenen Betrieb am Markt zu halten und weiterzuentwickeln, sind mit einer Betriebsübergabe auch einige Risiken und Hürden verbunden:
Bei der Suche nach dem richtigen Unternehmen für eine Betriebsübernahme kommt eine Vielzahl an Faktoren zusammen. Was für eine Firma und in welcher Branche suchen Sie? Wo und wie groß soll das Unternehmen sein? Und wie viel darf die Betriebsübergabe maximal kosten? Haben Sie diese Fragen geklärt und einen möglichen Handwerksbetrieb für die Übernahme gefunden, gilt es, sich einen detaillierten Überblick über alle Unternehmensbereiche zu verschaffen. Für die genaue Analyse und Beurteilung des Handwerksunternehmens sollten Sie unter anderem folgende Aspekte berücksichtigen:
Tipp: Für die Suche nach geeigneten Unternehmen, die Vermittlung von Kontakten sowie als Berater für die Betriebsnachfolge im Handwerk bieten sowohl die Handwerkskammer Berlin als auch die IHK Berlin wertvolle Hilfestellung. Ein vielseitiges Informations- und kompetentes Betreuungsangebot finden Sie zudem auf der bundesweit größten und kostenfreien Unternehmensnachfolge-Börse „nexxt-change“.
Mit der sorgfältigen Ausarbeitung eines Businessplans für die Betriebsübernahme verfolgen Sie mehrere Ziele. Hier zeigen Sie auf, warum Sie den ausgewählten Handwerksbetrieb übernehmen möchten, erläutern anhand der wichtigsten betrieblichen Kennziffern die gegenwärtige Situation und geben einen genauen Überblick über Ihre Unternehmensziele, Strategien und geplanten Maßnahmen.
Das Unternehmenskonzept hat vor allem für den Austausch mit Ihrer Bank und dementsprechend für Ihre Finanzierung eine hohe Relevanz – auch, wenn Sie öffentliche Förderprogramme in Anspruch nehmen wollen. Ein gut ausgearbeiteter Businessplan umfasst dabei folgende Punkte:
Tipp: Professionelle Unterstützung bei der Erstellung Ihres Unternehmenskonzepts erhalten Sie unter anderem bei den Gründungs- und Betriebsberatern der Berliner Industrie- und Handelskammer sowie der Berliner Handwerkskammer.
4 Fragen an Martina Müller - FirmenCenter Gründung und Nachfolge
Müller: Im Prinzip kann jeder einen Handwerksbetrieb übernehmen, der fachlich ausreichend belehrt ist und sich zutraut, einen Handwerksbetrieb zu führen. Jedoch regelt in Deutschland die Handwerksordnung das handwerkliche Gewerbe. Bei sog. zulassungspflichtigen Handwerken muss der Übernehmer danach einen Meistertitel vorweisen. Alternativ kann die Handwerkskammer unter bestimmten Voraussetzungen auch eine Ausnahmegenehmigung erteilen.
Für die zulassungsfreien Handwerke ist der Meisterbrief nicht erforderlich, allerdings sollte die Bedeutung der Bezeichnung „Meisterbetrieb“ als Qualitätssiegel für den Kunden keinesfalls unterschätzt werden. Der Nachfolger startet mit der persönlichen Eintragung in die Handwerksrolle (für zulassungspflichtige und zulassungsfreie Handwerke) bzw. in das Verzeichnis der handwerksähnlichen Betriebe.
Müller: Um bei einer Betriebsübernahme die Finanzierung problemlos stemmen zu können, sollte sich der Kaufpreis an der Ertragskraft des Unternehmens, also am durchschnittlichen Gewinn orientieren. Sofern der Kaufpreis über einen Kredit finanziert wird, muss dieser schließlich aus dem im Unternehmen erwirtschafteten Gewinn zurückzahlbar sein. Als Faustregel sieht die finanzierende Bank ca. das 3- bis 5-fache durchschnittliche, ordentliche Jahresergebnis als angemessen an. In den Verhandlungen sollte also auch die Kapitaldienstfähigkeit aus den üblicherweise zu erwirtschaftenden Gewinnen eine entscheidende Rolle spielen. Die Handwerkskammern erstellen Unternehmenswertgutachten und können so eine faire Kaufpreisfindung unterstützen.
Müller: Grundsätzlich lassen sich vier Grundformen der Betriebsübernahme unterscheiden. Das sind:
Müller: Handwerker, die einen Handwerksbetrieb übernehmen möchten, sollten beim Übernahmevertrag besonders auf folgende Aspekte achten:
Wie regelmäßig erhobene Zahlen des Instituts für Mittelstandsforschung in Bonn zeigen, ist für Betriebsübernahmen in der Regel mehr Kapital notwendig als bei einer Neugründung. Wollen Sie einen bestehenden Handwerksbetrieb übernehmen, kommt Ihrer Bank als wesentlichem Partner bei der Finanzierung eine Schlüsselrolle zu.
Hinweis: Öffentliche Finanzierungshilfen müssen grundsätzlich über Ihre Hausbank und vor der Unternehmensübernahme beantragt werden. Einen vollständigen Überblick sowie Detailinformationen zu allen Förderprogrammen des Bundes, der Länder und der Europäischen Union liefert Ihnen die Förderdatenbank des Bundes. Diese Förderprogramme decken dabei für gewöhnlich nicht die gesamte Finanzierung ab, weshalb Bankdarlehen und vorhandene Eigenmittel ebenfalls eine wichtige Rolle spielen.
Für die Beantragung von Bankkrediten und öffentlichen Finanzierungshilfen kommt es neben einem fundierten Businessplan vor allem auf eine gründliche Vorbereitung und eine überzeugende Präsentation in den Bankgesprächen an. Entscheidend für die Bewilligung von Hausbankkrediten oder Förderdarlehen sind zudem ausreichende Sicherheiten, die Sie aus dem privaten Bereich einbringen oder aus dem Vermögen des Unternehmens zur Verfügung stellen können.
Gut zu wissen: Das Gründerteam der Berliner Sparkasse begleitet Sie in allen Phasen der geplanten Betriebsübernahme und berät Sie kompetent zu allen Fragen rund um die Unternehmensnachfolge.
Um die typischen Risiken bei einer Betriebsübernahme im Handwerk zu vermeiden, kommt es neben Ihrem persönlichen Engagement in erster Linie auf eine gewissenhafte und gut durchdachte Vorbereitung an. Dies gilt nicht nur für die Auswahl des Betriebs, sondern in besonderem Maße auch für die Erstellung eines Businessplans und die Gewährleistung der Finanzierung. Es liegt an Ihnen, Ihre Mitarbeiter und Kunden, Ihre Bank und alle anderen Beteiligten von Ihrem Vorhaben zu überzeugen und den Prozess der Unternehmensnachfolge erfolgreich einzuleiten. Haben Sie Ihre Hausaufgaben gründlich gemacht, steht dem Start in Ihr neues (altes) Unternehmen nichts mehr im Wege.
Generationenwechsel im Handwerk
Familienunternehmen schreiben in Deutschland nach wie vor Erfolgsgeschichten. Wie klappt der Generationenwechsel im Geschäft? Drei Berliner Handwerksbetriebe erzählen ihre „Familiengeschichten“.
Eine Branche blickt nach vorn
Fachkräftemangel, Digitalisierung, Nachfolge? 17.000 Berliner Handwerksbetriebe vertrauen der Berliner Sparkasse, weil sie für die Branche ein Partner auf Augenhöhe ist. Was Branchenkenntnis und gemeinsames Handeln bewirken können, erfahren Sie in unserem Kundenmagazin.
9.640 Handwerksbetriebe bauen auf uns als Finanzpartner. So vielfältig das Handwerk ist, so flexibel stehen wir Ihnen als Ansprechpartner zur Seite.
Mit unserem Ratgeber erhalten Handwerksbetriebe Tipps und Informationen von der Erstellung eines Businessplans über die Digitalisierung des Betriebs hin zu Mitarbeiterzufriedenheit.
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