Für viele Deutsche sind soziale Netzwerke wie Facebook, LinkedIn oder Twitter aus dem Alltag nur schwer wegzudenken. Für den fachspezifischen Austausch eignen sich diese Netzwerke allerdings nur bedingt. Wenn Sie als Arzt mit Kollegen und der neuesten medizinischen Forschung auf Augenhöhe kommunizieren wollen, empfehlen sich spezielle Ärzte-Communitys. International und vor allem in den USA haben sich inzwischen einige große Netzwerke etabliert, die ein durchgehend hohes Diskussionsniveau aufweisen. In unserem Ratgeber stellen wir Ihnen die wichtigsten Communitys samt Vor- und Nachteilen vor.
In Deutschland ist coliquio die bekannteste Online-Plattform für Ärzte. Laut Angaben der Betreiber sind rund 190.000 deutsche Ärzte Mitglieder des Netzwerks. Die Plattform wirbt damit, drei fachspezifisch zugeschnittene Bereiche abzudecken:
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Soziale Netzwerke für Ärzte gibt es in verschiedener Gestalt – vom reinen Fachinformationsdienst über die geschlossene Community bis hin zur App ausschließlich für Fragen der Kasuistik. Die wichtigsten Typen und ihre bekanntesten Vertreter wollen wir Ihnen im Folgenden kurz vorstellen.
Social Media beinhaltet den thematischen Austausch ebenso wie die fachliche Vernetzung und informelle Unterhaltung. Alle diese Punkte löst eine Ärzte-Community wie coliquio ein. Ebenso wie ihr Konkurrent, das weltweit größte Ärzte-Netzwerk Sermo (zurzeit mit über 800.000 Mitgliedern), vernetzt coliquio medizinisches Fachpersonal, bietet Nachrichten aus der Forschung und Diskussionsmöglichkeiten um medizinische wie private Themen. Nicht zuletzt können coliquio und Sermo gleichermaßen als wichtige Tools in der Kasuistik gelten – sofern die Datenschutzrichtlinien und die ärztliche Schweigepflicht berücksichtigt werden.
Die App Doctorsgate, von einem deutschen Medizinstudenten entwickelt, ist eine abgespeckte Version der sozialen Ärzte-Communitys und stellt den Datenschutz in den Mittelpunkt. Doctorsgate ist explizit für den Austausch von Kasuistiken gedacht und legt hohen Wert auf den Schutz personenbezogener Daten. Potenzielle Mitglieder benötigen ihre Berufsbescheinigung zur Verifikation, Fallbeschreibungen können nur mit Einverständniserklärung des Patienten geteilt werden. Zugleich vereinfacht die App das Einholen der benötigten Daten. International ist Doctorsgate unter anderem mit der Ärzte-Community Figure 1 zu vergleichen, die inzwischen – so die Zahlen des Unternehmens – von 2,5 Millionen Usern genutzt wird. Den Schwerpunkt legen beide Ärzte-Communitys auf das Teilen und gemeinsame Diskutieren von Krankheitsbildern. Neuigkeiten aus der Branche und der informelle Austausch sind sekundär.
Vielen Medizinern sind Plattformen wie Hausarzt.de, Facharzt.de und zaend.de noch wohlvertraut. Die Fachinformationsdienste sind nunmehr im gemeinsamen Ärztenachrichtendienst aend.de gebündelt. Die individuelle Spezifizierung der angezeigten Neuigkeiten nach Fachrichtung ist natürlich weiterhin möglich. Der Ärztenachrichtendienst bietet auch die Möglichkeit zur forengestützten Diskussion, im Mittelpunkt stehen aber die nach eigenem Anspruch unabhängigen Nachrichten aus der Branche. Für die Information über aktuelle Gesetzesnovellen, politische Projekte und Studien aus der Forschung bietet diese Ärzte-Community einen übersichtlichen Anlaufpunkt.
Neben reinen Online-Communitys und digitalen Ablegern von Nachrichtendiensten haben inzwischen auch viele Fachverlage eine Ärzte-Community. Ein in Deutschland recht prominentes Beispiel dafür stellt Springer Medizin dar. Der Medizinverlag bietet Diskussionsplattformen für Ärzte und medizinisches Fachpersonal. Insbesondere ist dieses Online-Netzwerk für den Austausch über aktuelle Studien und Verlagspublikationen gedacht, der werbliche Subtext ist allerdings sekundär. Die Plattform, die sich an medizinische Fachkreise richtet, verfügt nicht über so viele Mitglieder wie die großen Ärzte-Communitys, kann aber aufgrund der forenartigen Struktur mit einer relativ entspannten Diskussionskultur punkten.
Die bisher angesprochenen Online-Communitys richten sich grundsätzlich an Ärzte aller Couleur. Für Fachärzte, die den ausschließlich innerfachlichen Diskurs bevorzugen, gibt es zudem Plattformen der jeweiligen Fachgesellschaften bzw. Plattformen, die sich dezidiert an bestimmte Fachärzte richten. Tendenziell ist hier eine noch höhere Affinität zu Detailnachrichten festzustellen – die freilich für Fachärzte der jeweiligen Richtung von großer Bedeutung sein können. Allerdings sind – bei allen Ausnahmen – die Online-Interaktionen der Fachgesellschaften insgesamt als zurückhaltend zu bewerten. Viele der oben besprochenen Netzwerke bieten zudem eine Infrastruktur, die auch Detailfragen ihren eigenen Raum lässt.
Ärzte und anderes medizinisches Fachpersonal können von einer eigenen Ärzte-Community auf vielfache Weise profitieren. Die Online-Netzwerke erlauben die Diskussion von Fällen, den Austausch über Behandlungsmethoden und Medikamente sowie die informelle Kommunikation unter Gleichgesinnten. Zudem stellen sie Neuigkeiten aus dem Healthcare-Sektor, der Politik und der Forschung zur Verfügung. Je nach individuellen Vorlieben und fachlicher Zugehörigkeit können Ärzte aus einer Vielzahl an spezialisierten Online-Netzwerken wählen.
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