Volle Auftragsbücher, aber fehlendes Personal und lange Wartefristen: Das Handwerk in Deutschland boomt – und kämpft gleichzeitig mit großen Herausforderungen. Nicht nur der Fachkräftemangel setzt den Betrieben zu. Auch bei der Ausbildung im Handwerk bleiben seit Jahren viele Lehrstellen unbesetzt. Laut dem Bericht „Arbeitsmarkt kompakt – Situation am Ausbildungsmarkt“ der Bundesagentur für Arbeit meldeten allein die Handwerkskammern zum 30. September 2020 rund 18.600 unbesetzte Ausbildungsplätze. Allerdings ist nicht jede Sparte gleichermaßen von den Besetzungsschwierigkeiten betroffen. Welche Ausbildungsberufe im Handwerk hoch im Kurs stehen, zeigt unsere Übersicht der erfassten Neuabschlüsse auf Basis der Zahlen des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB).
Ob Fahrassistenzsysteme, Bordsoftware oder intelligente Motorsteuerung: Moderne Fahrzeuge erfordern bei der Inspektion, Wartung und Reparatur neben handwerklichem Geschick immer mehr technisches Know-how. Dieses Fachwissen wird angehenden Kfz-Mechatroniker/-innen während ihrer Lehrzeit vermittelt. Mit 20.088 Neuabschlüssen starteten die meisten Jugendlichen bis zum 30. September 2020 in diesem Berufsfeld ihre handwerkliche Ausbildung. Als besonders reizvoll für Azubis gelten die vielfältigen Spezialisierungsmöglichkeiten. So stehen mit der Personenkraftwagentechnik, der Nutzfahrzeugtechnik, der Motorradtechnik, der System- und Hochvolttechnik sowie der Karosserietechnik insgesamt fünf Schwerpunkte im Rahmen der dreieinhalbjährigen Ausbildung zur Wahl, auf die eine Spezialisierung erfolgen kann.
Platz 2: Elektroniker/-in als Ausbildungsberuf im Handwerk erneut knapp geschlagen
Spannung und Nervenkitzel garantiert: Wie schon 2019 belegte die Handwerksausbildung Elektroniker/-in mit 14.049 abgeschlossenen Ausbildungsverträgen den zweiten Platz. Mit der Energie- und Gebäudetechnik, Automatisierungstechnik sowie Informations- und Telekommunikationstechnik können sich Auszubildende für eine von drei unterschiedlichen Fachrichtungen entscheiden, auf welche die Lehrinhalte ab dem zweiten Ausbildungsjahr zugeschnitten werden. Neben einem hohen technischen Verständnis kommt es bei diesem handwerklichen Ausbildungsberuf vor allem auf ein gutes abstraktes Denkvermögen sowie die Bereitschaft zu regelmäßigen Weiterbildungen an, um stets auf dem neuesten Stand der Technik zu bleiben.
Platz 3: Anlagenmechaniker/-in für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik in Berlin ganz vorne
Rund 13.300 Auszubildende entschieden sich bis zum Herbst 2020 für eine dreieinhalbjährige Ausbildung als Anlagenmechaniker/-in für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Besonders interessant: Neben den klassischen Aufgabenbereichen rückt zunehmend das Thema nachhaltige Energietechnik, etwa in Form von Wärmepumpen oder Solaranlagen, in den Vordergrund. In Berlin handelt es sich bei dieser Lehre noch vor Kraftfahrzeugmechatroniker/-in und Elektroniker/-in um den meistgewählten Ausbildungsberuf im Handwerk. Allerdings gehört die Ausbildung auch zu jenen Berufszweigen, bei denen der Anteil der männlichen Azubis mit über 98 Prozent am höchsten ist.
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Platz 4: Tischler/-in folgt bei neu begonnenen Handwerksausbildungen mit deutlichem Abstand
Der Umgang mit Holz als bewährtem Werkstoff erfreut sich auch im Zeitalter des rasanten technischen Fortschritts unverändert großer Beliebtheit. So ging es für den Ausbildungsberuf Tischler/-in im vergangenen Jahr sogar von Platz sechs auf Platz vier bei den Neuabschlüssen. Gleichwohl klafft bei 7.758 erfassten Ausbildungsverträgen bereits eine große Lücke zu den vordersten Rängen. Erfreulich: Während bei den Top- Drei-Ausbildungsberufen im Handwerk jeweils über 95 Prozent der Lehrlinge männlich sind, liegt der Anteil der weiblichen Auszubildenden im Tischlergewerk mit rund 15,6 Prozent deutlich höher – Tendenz steigend.
Platz 5: Friseur/-in – fast 1.800 weniger neue Azubis als 2019
Wenn sich junge Frauen für eine Ausbildung im Handwerk entscheiden, ist der Beruf der Friseurin traditionell die erste Wahl. Trotz eines fünften Platzes im Ranking zeigen die Beschränkungen in der anhalten Corona-Pandemie insbesondere bei den Friseur-Studios erhebliche Auswirkungen und schlagen auch auf die Auszubildendenzahlen durch. So stehen den fast 9.500 abgeschlossenen Ausbildungsverträgen bis Herbst 2019 lediglich rund 7.700 Neuabschlüsse bis Herbst 2020 gegenüber – ein Minus von fast 19 Prozent innerhalb eines Jahres. Ein noch stärkerer Rückgang zeigt sich in Berlin. Hier sank die Zahl der erfassten Neuabschlüsse sogar um 30 Prozent von 372 auf 258.
Platz 6: Mechatroniker/-in als handwerkliche Ausbildung ebenfalls sehr gefragt
Mechanik, Elektronik, Informatik: Im Ausbildungsberuf Mechatroniker/-in fließen zahlreiche Lerninhalte in einem gefragten Berufsprofil zusammen. Hinzu kommt eine ganze Bandbreite an kleinen wie großen Ausbildungsbetrieben aus den unterschiedlichsten Handwerks- und Industriebereichen, die den Beruf für viele Auszubildende populär machen. Nicht umsonst zählte das BIBB zum 30. September 2020 deutschlandweit 7.659 neue Ausbildungsverträge. Als vergleichsweise hoch gelten die Anforderungen für den Einstieg. So setzen nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit beispielsweise rund 29 Prozent der Betriebe im Ausbildungsbereich Handwerk die Hochschulreife für den Start in die Lehre voraus.
Platz 7: Maler/-in und Lackierer/-in mit positiver Entwicklung
Neben dem Ausbildungsberuf Zimmerer/-in gehört Maler/-in und Lackierer/-in zu den einzigen Berufsbildern in der Top Ten des Handwerks, bei denen die Entwicklung der Ausbildungsplätze zumindest leicht nach oben zeigt. So reichten 6.456 Neuabschlüsse 2020 (gegenüber 6.432 im Vorjahr) zum siebten Platz bei den Ausbildungsberufen im Handwerk. In Berlin rangiert die Lehre mit 204 Neuabschlüssen sogar unter den Top-fünf-Handwerksausbildungen – hier aber mit einem leicht rückläufigen Trend. Für viele Auszubildende ist die Gesellenprüfung nur ein erster Schritt. Rund jeder siebte Geselle durchläuft später auch die Meisterprüfung.
Platz 8: Fachverkäufer/-in im Lebensmittelhandwerk mit Nachwuchsproblemen
Mit großen Nachwuchsproblemen hinter der Ladentheke kämpfen dagegen Bäckereien, Konditoreien und Fleischereien. Trotz bundesweit 4.770 neuen Ausbildungsverträgen bis Herbst 2020 gehört der Beruf Fachverkäufer/-in im Lebensmittelhandwerk laut Bundesagentur für Arbeit zu den Ausbildungsbereichen mit den größten Besetzungsschwierigkeiten im Handwerk. Zwar rangiert die Lehre bei den weiblichen Auszubildenden nach wie vor auf dem zweiten Platz. Bei den männlichen Azubis findet sie hingegen deutlich weniger Anklang. Auch bei dieser Handwerksausbildung wartet Berlin mit zwei Besonderheiten auf. So stieg zum einen die Zahl der neuen Lehrverträge im letzten Jahr gegen den Trend. Mit Blick auf die Verteilung der Geschlechter zeigt sich in der Hauptstadt zum anderen ein sehr ausgeglichenes Verhältnis.
Platz 9: Metallbauer/-in rückt eine Position vor
Ob dekorative Treppengeländer, Zaunanlagen oder Fahrzeugkarosserien: Metallbauer/-innen bringen Stahl und Co. jederzeit in die passende Form. Insgesamt wählten im vergangenen Jahr bundesweit 4.548 Auszubildende eine der drei Fachrichtungen Konstruktionstechnik, Metallgestaltung oder Nutzfahrzeugbau. Ähnlich wie bei Gebäudereinigern und im Lebensmittelhandwerk blieben aber auch im Metallbau viele Ausbildungsstellen unbesetzt. So konnten 2019 noch rund 600 neue Ausbildungsverträge mehr geschlossen werden. Während die Konkurrenz auf dem Lehrstellenmarkt insgesamt zunimmt, liegt ein Grund für die erhebliche Lücke auch darin, dass bislang kaum Frauen ihren Weg in diese handwerkliche Ausbildung gefunden haben.
Platz 10: Zimmerer/-in vor Maurer- und Dachdeckergewerken
Werkstoff Holz, die Zweite: Nach Platz elf im Vorjahr komplettiert die Ausbildung als Zimmerer/-in die Top Ten der meistgewählten Ausbildungsberufe im Handwerk. Insgesamt 4.380 Neuabschlüsse bis zum 30. September 2020 bedeuten zudem ein Plus von fast 400 neuen Ausbildungsverträgen gegenüber 2019. Mit dieser positiven Entwicklung verweist das innovative Traditionshandwerk andere Handwerksausbildungen wie Zerspanungsmechaniker/-in, Maurer/-in oder Dachdecker/-in auf die folgenden Plätze. In Berlin reicht es hingegen nicht für die Top Ten. Hier reiht sich der Ausbildungsberuf erst auf dem 15. Platz ein.
Fazit: Über Lehrstellenbörsen der Handwerkskammern, in Schulen und Co. für eine Karriere im Handwerk werben
Das Handwerk boomt – und bietet Jugendlichen vielfältige Karrierechancen. Über die betriebliche Ausbildung gewinnen Sie nicht nur Nachwuchs für Ihr Unternehmen und lernen Ihre zukünftigen Fachkräfte an. Auch die Suche nach einem passenden Nachfolger, der später Ihren Betrieb weiterführen kann, beginnt in vielen Fällen bereits mit der Suche nach qualifizierten Auszubildenden, die sich für den Beruf begeistern lassen.
Eine sinnvolle Variante, um auf freie Ausbildungsplätze und die Vorzüge Ihres Betriebs aufmerksam zu machen, bieten die Lehrstellenbörsen der Handwerkskammern, die Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit und andere Ausbildungsportale im Netz. Nutzen Sie darüber hinaus Ihre Möglichkeiten, die Jugendlichen genau dort abzuholen, wo sie unterwegs sind, und bauen Sie eine persönliche Ebene auf: etwa über die Zusammenarbeit mit örtlichen Schulen, das Angebot von Praktika, Ferienjobs oder Schnuppertagen, auf Ausbildungsmessen oder in den sozialen Netzwerken.
Sind Sie als Ausbilder attraktiv für den Nachwuchs? Fünf Handwerker-Azubis zeigen, worauf es ankommt
Solide und motivierte Auszubildende sind echte Mangelware. Was wünschen sich junge Menschen von ihrem Arbeitgeber? Geht es ihnen vor allem ums Gehalt und um Weiterbildung? Oder sind eher Transparenz und ein gutes Betriebsklima gefragt? Und welche Rolle spielt das Thema Digitalisierung? Was sollten Sie heute haben, um ein attraktiver Ausbildungsbetrieb im Handwerk zu sein?
Wer sich im Wettbewerb behaupten will, muss sich fitmachen fürs „Handwerk 2.0“. Eine anspruchsvolle Aufgabe, zumal es immer schwieriger wird, qualifiziertes Personal zu finden und in
vielen Betrieben ein Generationswechsel ansteht.
Eine Branche blickt nach vorn
Fachkräftemangel, Digitalisierung, Nachfolge? 17.000 Berliner Handwerksbetriebe vertrauen der Berliner Sparkasse, weil sie für die Branche ein Partner auf Augenhöhe ist. Was Branchenkenntnis und gemeinsames Handeln bewirken können, erfahren Sie in unserem Kundenmagazin.
9.640 Handwerksbetriebe bauen auf uns als Finanzpartner. So vielfältig das Handwerk ist, so flexibel stehen wir Ihnen als Ansprechpartner zur Seite.
Mit unserem Ratgeber erhalten Handwerksbetriebe Tipps und Informationen von der Erstellung eines Businessplans über die Digitalisierung des Betriebs hin zu Mitarbeiterzufriedenheit.
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