Erschienen im Tagesspiegel am 22.11.2018
Anlegerfrage an Klaus Kramer, Direktor Private Banking der Berliner Sparkasse
Vielen Menschen gibt es ein gutes Gefühl, nachhaltig zu leben – und dabei geht es längst nicht mehr nur um ein gestiegenes Umweltbewusstsein. Kaum ein Begriff hat in den vergangenen Jahren in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft so an Bedeutung gewonnen wie die Nachhaltigkeit. Ursprünglich bezogen auf den verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen geht es heute neben ökologischen auch um ethische sowie soziale Aspekte, den Lebenswandel und Fragen der Unternehmensführung. Auch bei Geldanlage und Vermögensaufbau ist Nachhaltigkeit für viele zunehmend ein Entscheidungskriterium, entsprechend steigt auch das Angebot. Doch was macht eine nachhaltige Geldanlage aus? Eine Definition nach festen Kriterien gibt es nicht, da Nachhaltigkeit kein geschützter Begriff ist. Es gibt aber einheitlich anerkannte Standards. So herrscht ein breiter Konsens, keine Investitionen in Rüstungen, Preisspekulationen auf Grundnahrungsmittel oder Investments mit massiven ökologischen Folgen wie die Rodung des Regenwaldes zu tätigen. Bei Staatsanleihen spielen z.B. die Anwendung der Todesstrafe, Atomwaffenbesitz oder das Regierungssystem eine Rolle. Positiv bewertet werden Zukunftstechnologien, die der Ressourcenschonung dienen, z.B. Cloud-Computing zur effizienten Nutzung von Speicherkapazitäten oder Lösungen, die CO2-schädliche Lieferwege eliminieren.
Wer nachhaltig investieren möchte, hat verschiedene Möglichkeiten. Entsprechende Fondslösungen gibt es für Aktien oder Anleihen. Sie wenden in der Regel den breiten ökologischen, ethischen und sozialen Konsens an, die Unterschiede liegen im Detail. Eine erste Orientierungshilfe bietet hier das gesetzlich zu jedem Wertpapier vorgeschriebene Informationsblatt. Je höher der Anlagebetrag desto individueller kann auch in diesem Bereich das Investment gestaltet werden. So sind im gehobenen Anlagesegment sehr individuelle Vermögensverwaltungen möglich, z.B. mit einem Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit. Wie bei jeder Geldanlagen gilt aber auch hier, dass der Renditegesichtspunkt nicht außer Acht gelassen werden sollte. Um die passende Lösung zu finden, sollte der Berater oder die Beraterin um Rat gefragt werden. Denn schließlich gibt nicht nur eine nachhaltige Lebensweise ein gutes Gefühl, es ist auch schön zu wissen, wenn man mit den eigenen Finanzen eine langfristige Rendite für sich und folgende Generationen erzielen kann.