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Digitale Patientenschulung: Welche Chancen und Risiken bestehen

Digitale Patientenschulung: Chancen und Risiken im Überblick

Das Selbstmanagement spielt bei Patienten mit chronischen Erkrankungen eine wichtige Rolle. Diabetiker müssen beispielsweise lernen, sich selbstständig Insulin zu verabreichen. Die dafür nötigen Kenntnisse vermittelt der behandelnde Arzt in einer Patientenschulung. Noch bis heute werden in vielen Praxen Einweisungen durchgeführt und Unterlagen auf Papier ausgehändigt. Ist das zeitgemäß? Schließlich bietet die zunehmende Digitalisierung in der Medizin bereits neue Lösungen. Digitale Patientenschulungen sind eine echte Alternative zu den herkömmlichen Maßnahmen. In diesem Beitrag erfahren Sie mehr über die Vor- und Nachteile der papierlosen Technik.

Warum digitale Schulungslösungen relevanter werden

An chronischen Erkrankungen wie Diabetes, Asthma oder Neurodermitis hat sich in den letzten Jahrzehnten nichts geändert – am Nutzerverhalten von Patienten schon. Insbesondere der Wissenserwerb hat sich drastisch gewandelt. Heute suchen Menschen mit dem Computer und mobilen Endgeräten nach Informationen. Suchmaschinen wie Google sind in der Regel die erste Anlaufstelle, wenn es um Gesundheitsthemen geht – noch vor der Arztpraxis. Das ist ein bedeutsamer Aspekt, denn in den Trefferlisten der Suchmaschinen werden teils medizinische Fehlinformationen verlinkt. Patienten müssen jedoch mit validen Informationen und verlässlichem Schulungsmaterial versorgt werden. Nur so lässt sich verhindern, dass sie Fehlentscheidungen mit gesundheitlichen Folgen treffen. Beratungsgespräche in der Praxis dauern zudem länger, wenn der behandelnde Arzt erst alle Fakten richtigstellen muss. Dies schadet nicht zuletzt der partnerschaftlich-beratenden Rolle des Mediziners.

Digitale Patientenschulungen – schon heute ein Thema?

Das Konzept der digitalen Patientenschulung ist keine Weltneuheit. Bereits Ende der 80er-Jahre kamen beispielsweise die ersten Schulungsprogramme für Diabetiker auf den Markt. Durchgesetzt haben sich die Lösungen nur vereinzelt. Nach einer aktuellen Umfrage der Diabetes Akademie Bad Mergentheim erfolgen Patientenschulungen unter Diabetologen hauptsächlich als Gruppenmaßnahme mit der Aushändigung von gedruckten Unterlagen. Aktuell würden nur knapp 16 Prozent der Patienten digitale Schulungsunterlagen wie beispielsweise E-Books nutzen. Dennoch hält mehr als ein Drittel der befragten Mediziner digitale Lösungen für bedeutsam. Zudem soll deren Relevanz in den kommenden fünf Jahren deutlich steigen.

Digitalisierung in der Gesellschaft: Eine große Chance für Schulungsprogramme

Die gesellschaftliche Bereitschaft für die Nutzung von digitalen Anwendungen ist vorhanden und die passenden Lösungen zur Patienteninformation sind es ebenso. Ob Schulungsprogramme, Online-Portale oder Apps – erkrankte Personen können über den Computer sowie über Smartphones und Tablets auf gesichertes Wissen zugreifen.

Digitale Lösungen haben den Vorteil der Multimedialität: Medizinisches Wissen kann interaktiv aufbereitet werden und ist flexibel abrufbar. Außerdem lässt sich mit Digitaltechnik die Wissensvermittlung individuell auf die jeweiligen Schulungsziele abstimmen. Viele Patienten lernen beispielsweise mit einem Erklärvideo effizienter, wie sie sich ihrem Krankheitsbild entsprechend verhalten müssen. Automatische Erinnerungen via E-Mail oder App sorgen dafür, dass Patienten angeordnete Lerneinheiten nicht versäumen. Nicht zuletzt sind Schulungserfolge messbar: Die Zugriffe auf Schulungsunterlagen, die auf einer Praxis-Website liegen, lassen sich beispielsweise analysieren. Dies bietet eine hervorragende Entscheidungsrundlage für die Optimierung einzelner Maßnahmen.

Aktuell und multimedial: Digitale Patientenschulungen

Softwarelösungen, digitale Dokumente und Online-Schulungen machen den Wissenstransfer zwischen Patienten und Medizinern zeit- und ortsunabhängig: Erkrankte können rund um die Uhr auf Informationen zugreifen – auch außerhalb der Öffnungszeiten der Arztpraxis. Im Vergleich zu ausgedruckten Schulungsunterlagen können digitale Lösungen nicht verloren gehen und sind via Laptop, Smartphone oder Tablet immer verfügbar.

Ein weiterer Pluspunkt für digitale Patientenschulungen sind langfristige Kosteneinsparungen. Digitale Informationsmaterialien werden bequem auf elektronischem Weg übermittelt. Das Ausdrucken von Dokumenten zu Schulungszwecken entfällt. Das spart Papier sowie Druckkosten und schont die Umwelt. Zudem wird das Praxispersonal entlastet, da die Vorbereitung und Durchführung von Gruppenschulungen in der Praxis entfallen. Weiterhin sind Schulungsinhalte immer aktuell: Während eine Printbroschüre schnell veraltet, lassen sich digitale Schulungsunterlagen fortlaufend aktualisieren und allen Patienten neu zugänglich machen.

Potenzielle Risiken von digitalen Patientenschulungen

Trotz der Vorteile möchte nicht jeder Mediziner auf digitale Patientenschulungen umsatteln. Der Grund ist offensichtlich: Durch den Ankauf von Software oder Online-Diensten entstehen kurzfristig hohe Kosten. Viele professionelle Anwendungen sind teuer und teils fallen monatliche Gebühren an. Diese müssen in der Budgetplanung der Arztpraxis einkalkuliert werden. Ein weiterer Nachteil ist der Zeitfaktor: Mediziner müssen sich mit einer Vielzahl an verfügbaren Schulungslösungen auseinandersetzen. Für Diabetes-Patienten sind beispielsweise aktuell über 30 deutschsprachige Schulungsprogramme erhältlich. Zudem sind ein solider Plan und eine gewisse Einarbeitungsphase nötig, um das passende Tool im Alltagsbetrieb zu implementieren – auch dies erfordert Zeit.

Ebenso können Datenschutzaspekte eine Rolle bei Patientenschulungen spielen. Viele Lösungen im Bereich Telemedizin lassen sich vernetzen und geben Daten beispielsweise automatisch an Krankenkassen oder den Arbeitgeber des Patienten weiter. Dies kann zum Vorteil für den Patienten und für die Abwicklung von betrieblichen Prozessen sein, aber datenschutzrechtlich problematisch für den behandelnden Arzt werden. Es gilt: Mediziner müssen sich bei der Verwendung von digitalen Werkzeugen stets mit dem Thema Datenschutz auseinandersetzen. Auch dies erfordert Zeit, um rechtssicher aufgestellt zu sein.

Großes Zukunftspotenzial für digitale Patientenschulungen

Digitale Patientenschulungen haben viele Vorteile für behandelnde Ärzte. Sie sind flexibel, bieten viele Möglichkeiten in puncto Wissenstransfer und können die Praxismitarbeiter entlasten. Es kostet allerdings Zeit und Geld, das passende Tool auszuwählen und im Tagesgeschäft zu integrieren. Mediziner, die noch nicht auf eine digitale Schulungslösung umsteigen möchten, sollten abwarten. Die Telemedizin bietet enormes Zukunftspotenzial im Bereich der Patientenschulung: Virtuelle Schulungsgruppen, digitale Coaching-Programme und VR-Schulungen via Datenbrille dürften künftig einen Blick wert sein.

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