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Ein Junge macht einen Salto auf einem Trampolin.

Foto:  Straßenkinder e.V. - Robin Baumann

Straßenkinder e.V. – Ganzheitliche Unterstützung junger Menschen

Ca. 37.000 Menschen unter 27 sind in Deutschland ohne Obdach. Berlin ist dabei eine Art Ballungszentrum. Straßenkinder e.V. will Kinder und junge Erwachsene in schwierigen Situationen nicht allein lassen. Der Verein bietet Unterstützung in allen Bereichen, die zu einem geregelten, sicheren Leben beitragen können, von der warmen Mahlzeit bis zur Jobsuche.

Liebe geht durch den Magen – Von Beratung und Beziehung  

Der Berliner Verein Straßenkinder e.V. ist mittlerweile 22 Jahre alt. Um die Jahrtausendwende entstanden, war die ehrenamtliche Arbeit zunächst vor allem auf  Jugendliche ausgerichtet, die in Berlin auf der Straße lebten, dort ihr „Zuhause“ hatten. „Das Team stellte fest, dass da viele Kids sind, die auf der Straße rumhängen, die da leben, keine richtige Beschäftigung haben,“ berichtet Josina Moll, Verantwortliche für Projektmanagement und Öffentlichkeitsarbeit beim Straßenkinder e.V.. Mittlerweile unterstützen die Straßensozialarbeit des Verein ca. 40 Festangestellte, Praktikanten und Praktikantinnen, Jugendliche im FSJ, aber auch Ehrenamtliche mit zahlreichen Ressourcen und Angeboten. Zu Beginn der Vereinsarbeit fand 2 mal wöchentlich eine Essensausgabe am Alexanderplatz in Berlin statt. Ein Hotspot für Party und Tourismus, aber auch für Alkohol und Drogen. Das Beratungsangebot richtete sich an junge Menschen zwischen 13 und 26 Jahren. Doch Beratung allein reicht nicht. Es braucht auch Beziehungsarbeit.   

„Der beziehungsorientierte Ansatz ist wichtig – es ist für viele schwierig, Hilfe anzunehmen und eine Bindung aufzubauen, um über Probleme zu sprechen,“ so Moll. „Die meisten kennen es nicht, dass sich jemand für sie interessiert. Ihre Vergangenheit ist häufig geprägt von Missbrauch, Alkohol und Drogen, auch in der Familie. Das geht nicht einfach so an einem Menschen vorbei.“ Darum brauchte es einen Ort, an dem die Kinder und Jugendlichen all das tun konnten, das man eigentlich zuhause machen würde. Doch wo, wenn es genau das nicht gibt?

 

Das Kinder- und  Jugendhaus BOLLE in Marzahn-Hellersdorf: Die Straße ist keine Perspektive

 „Das Kinder- und Jugendhaus BOLLE ist ein Projekt, das dafür sorgen soll, dass die Straße erst gar keine Perspektive wird.“ Hier hat der Verein in Marzahn-Hellersdorf ein Freizeit- und Bildungsangebot für Kinder geschaffen, das präventiv Bildungsarmut bekämpft und so Chancen und Zukunftsperspektiven schafft. Kinder zwischen 6 und 18 Jahren, denen es zuhause an Unterstützung fehlt, finden im Kinder- und Jugendhaus BOLLE eine helfende Hand bei allem, was im Leben so auf sie zukommt. „Die Kinder, die hierher kommen haben eigentlich alle ein Zuhause, meistens im Kiez. Die Eltern wissen, dass ihre Kinder bei uns sind.“ Straßenkinder e.V. begleitet nicht nur die Kinder und Jugendlichen, sondern unterstützt auch Eltern bei der Erziehung ihrer Kinder, hilft ihnen, mit Problemen, Frust oder Aggressivität besser umgehen zu können. Das Ziel ist, gemeinsam Lösungen zu finden, die dauerhaft das Leben positiv beeinflussen. Denn häufig gibt es Rückschläge, weil es einfach nicht funktioniert. „Viele gehen 3 Schritte nach vorne, 2 Schritte zurück. Es kommt oft was dazwischen, das die Kinder aus der Bahn wirft, wie beispielsweise die Trennung von der ersten Liebe,“ beobachtet Josina Moll. Besonders schön ist es, wenn die ganze Familie integriert wird. 

Neben der Straßensozialarbeit gibt es Beratungsangebote zu Versicherungen, Hilfe bei Amts-Angelegenheiten, Unterstützung bei der Wohnungssuche, Praktika und Ausbildungsplätze im Rahmen der Straßensozialarbeit rund um die Warschauer Straße. „Dieses Angebot wird super gut angenommen.“

Erst die Arbeit, dann das Vergnügen  

Im Kinder- und Jugendhaus BOLLE geht es sowohl um Struktur und Hilfe bei Dingen, die im Leben oft keinen Spaß machen, aber eben irgendwie sein müssen. Auch wenn’s nervt. Es kann aber auch ganz viel Neues ausprobiert werden. Die Kinder und Jugendlichen sind nach Altersgruppen aufgeteilt und können sich in verschiedenen Bereichen bewegen. Wichtig ist hier zunächst die Bildungsarbeit. Mangelnde Bildung führt zu geringeren Chancen und fördert im Zweifelsfall das Gefühl, die Straße sei eine echte Lebensperspektive. Darum betreut BOLLE bei Hausaufgaben, bei der Vorbereitung auf den Schulabschluss und bei der Suche nach Praktika, Ausbildungen und Berufen. „Die Sozialpädagogen und - pädagoginnen schauen, wo Lücken sind, wo der Anschluss fehlt. Gerade Corona und das Home Schooling zeigen hier Nachwirkungen. Und das hat natürlich auch viele Kinder emotional mitgenommen.“ 

Mehrere Kinder sitzen an runden Tischen und machen ihre Hausaufgaben in Heften.

Foto: Straßenkinder e.V.

Darum werden hier neben konzentriertem Lernen auch Erfolge gefeiert und Wertschätzung und Lob zelebriert. Außerdem können die Kinder und Jugendlichen hier mit Freunden und Freundinnen quatschen, spielen, gemeinsam kochen oder gärtnern und sich kreativ betätigen, in der Fahrradwerkstatt oder in der Holzwerkstatt ein Vogelhäuschen bauen. „Die Kinder sollen sich ausprobieren können, weil viele zuhause nicht die Möglichkeit haben, das zu tun, aus welchen Gründen auch immer. Wir ermutigen die Kinder, neue Dinge auszuprobieren.“ Die Freude ist groß, wenn der Schraubenzieher erfolgreich seine Arbeit getan hat.

 

Vielseitigkeit ist Kompetenz  

Seit 2015 richtet sich das Angebot von Straßenkinder e.V. im Kinder- und Jugendhaus BOLLE auch an geflüchtete Familien. In Sprach-Cafés können sich Eltern untereinander vernetzen und die Kinder Kontakte knüpfen. Vor allem alleinerziehende Mütter mit kleinen Kindern fällt es schwer, Deutsch zu lernen und gleichzeitig eine adäquate Kinderbetreuung zu gewährleisten. „Darum können die Kinder ab 6 Jahren zu BOLLE kommen, jüngere Kinder können die Eltern mit zum Sprachtreff bringen.“ Aktuell unterstützt Straßenkinder e.V. auch ein Partnerprojekt in der Ukraine. Dort gibt es ein ähnliches Projekt wie BOLLE, das während des Krieges eine Notunterkunft und Anlaufstelle für viele Menschen geworden ist. Die Netzwerkprojekte in besonders betroffenen Regionen hat der Verein bereits mit 900.000 Euro unterstützt. In Berlin hat Straßenkinder e.V. nun auch eine Wohngruppe für minderjährige, geflüchtete Ukrainerinnen ohne Eltern und Verwandte eingerichtet, um ihnen die Zeit oder gar den Start in ein neues Leben in Deutschland zu erleichtern.  

Noch immer gibt es zu wenige sichere Schlafplätze für minderjährige Obdachlose. Hier sucht der Verein seit einigen Jahren nach Lösungen. Nun soll eine Notübernachtung und Unterkunft gebaut werden, in der Beratungsangebote, Betreuung und verschiedene Wohnformen angeboten werden. Die „Butze“ soll eine neue Anlaufstelle werden, um auf den hohen Bedarf zu reagieren. „Platztechnisch ist die Situation aktuell super herausfordernd“, berichtet Moll. Der Spatenstich war ursprünglich auch schon für den Herbst 2022 geplant, doch wie so vieles erschwerten Corona und der Krieg in der Ukraine die Durchführung. Eröffnung ist nun voraussichtlich Ende 2024.

  

„Wir sind darauf angewiesen, dass Leute unsere Arbeit unterstützen wollen.“ All diese Vorhaben und Projekte kosten aber auch Geld. „Was wir mit unserem Verein machen, finanziert sich zu fast 100 Prozent aus Spenden. Da sind wir natürlich darauf angewiesen, dass Leute unsere Arbeit kennenlernen und uns unterstützen wollen.“ Aktuell sind besonders steigende Kosten ein Problem. „Viele Alleinerziehende wird es hart treffen, sowohl was Lebensmittel als auch Energie angeht. Da versuchen wir, zu unterstützen, damit nicht schon Mitte des Monats kein Geld mehr für den Einkauf übrig ist.“

Auch darum ist die Unterstützung der Stiftung Berliner Sparkasse - von Bürgerinnen und Bürgern für Berlin so wichtig. „Sie fördert seit vielen Jahren nachhaltig die Arbeit des Vereins. So können bedarfsgerecht Projekte umgesetzt werden, wie die Anlaufstelle oder Weihnachtsfeiern, aber auch die alltägliche Arbeit. „Das hilft uns, auch flexibel auf Ereignisse reagieren zu können. Gerade da ist die Unterstützung super wertvoll für uns.“ 

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