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Der „Garten der Sinne“ des „MITTENDRIN leben e.V.“ kombiniert Nutzgarten und Veranstaltungsfläche für Feste im Wohngebiet.

Mittendrin leben e.V.: 3 Engel für Mahlsdorf

Wächst Rotkohl in der Tiefkühltruhe? Sind Fledermäuse wirklich blind? Auf mindestens eine dieser Fragen, haben heutige urban lebende Menschen nicht sofort eine Antwort parat. Wie also macht man Gärtnern und Naturerfahrung wieder sinnbringend greifbar? Ganz einfach: Durch Riechen, Tasten, Schmecken – das Konzept des „Garten der Sinne“, eine Umweltbildungseinrichtung des „MITTENDRIN leben e.V.“ in Marzahn-Hellersdorf. 

Inklusion mit allen Sinnen

Chronisch psychisch-kranke und abhängigkeitskranke Menschen, die sich zuvor in stationärer Behandlung befanden, entdecken durch die Pflege des urbanen Gartens in Mahlsdorf ihre Sinne und ihren Wert in der Gesellschaft neu. Der „Garten der Sinne“ selbst ist eines der greifbaren Resultate des nun fast dreißig Jahre währenden Engagements der klinischen Psychologin Ursula Gobes, die den Verein 1993 mit einem klaren Anliegen gründete: die Bildung von betreuten Wohngemeinschaften und Wohnungseinrichtungen im Bezirk. „Weil es das nach der Wende für dieses Klientel einfach nicht gab“, erklärt sie. 

Neben vielen weiteren Aktivitäten wurde dann 2007 der „Garten der Sinne“ ins Leben gerufen – und erntet seitdem echte Erfolge für alle Beteiligten: Zum einen genießen die Besucherinnen und Besucher - von jung bis alt  - aus der unmittelbaren Nachbarschaft und den Bildungseinrichtungen Berlins wertvolle Naturerfahrungen. Zum anderen erhalten die Klientinnen und Klienten des Vereins durch ihr Gärtnern eine sinnstiftende Möglichkeit für einen Zuverdienst, sowie therapieunterstützende Erfahrungen, die die persönliche Selbstwirksamkeit erhöhen. Kulturelle Veranstaltungen der zugehörigen Künstlergruppen des Vereins, wie „Theater im Garten“ und das „Puppentheater“ sowie Events zu „Halloween“, sorgen für ein zahlreiches Zusammentreffen der Wohnbevölkerung in der Wodanstraße. 

Nach wie vor spielt die Gründerin eine wichtige Rolle bei der Weiterentwicklung und Erhaltung der Projekte in diesem Randbezirk Berlins. Und mittlerweile kann sie dabei auch auf die Unterstützung zweier Mitstreiter zählen: Juliane Gobes, Leiterin des Trägers, ergänzt sich durch ihren Masterabschluss in Sozialmanagement und Psychosen-Therapie perfekt mit dem Projektmanager und Kurator im Garten der Sinne, Ioseb Kartlelishvili, der die Projekte seit viereinhalb Jahren gestaltet und mit den Klienten und Klientinnen umsetzt. Juliane Gobes freut sich: „Wir fördern das Zusammenkommen, ohne dass eine Erkrankung im Vordergrund steht – Inklusion, die stattfindet, ohne dass man es merkt, so wie man sich das eigentlich ja auch wünscht“.

Ein Holzteller mit frischem Gemüse, wie Zucchini, Kohlrabi, Peperoni, Bohnen, Aubergine, Tomate, Paprika und Gurke.

Wissen säen – Aha-Erlebnisse ernten

Kartlelishvili achtet als Projektmanager darauf, dass die Aufgaben individuell verteilt werden. „Die Klientinnen und Klienten sollen nicht überfordert sein. Leute mit grünem Daumen mähen den Rasen, pflanzen Blumen. Die Aufgabe wird von Mensch zu Mensch angepasst – es muss ja auch Spaß machen“, erzählt Kartlelishvili. Er kann täglich beobachten, wie bei den Klientinnen und Klienten mit dem Kontakt zur Natur in der sicheren Umgebung der Wunsch nach einer langfristigen Beschäftigung im Garten stätig wächst. Juliane Gobes ergänzt: „Das weckt einen Stolz über die eigene Arbeit. Im Garten kann man was aussäen und dann kommen die Blumen. Das blüht so schön, weil man im Sommer bei 30 Grad jeden Morgen um 8 Uhr erst mal eine Stunde seine Blümchen gegossen hat.“

Und auch das botanische Wissen an jüngere Generationen weiterzugeben ist Teil des integrativen Prozesses. Für Schulen und Kitas gibt es daher drei verschiedene Führungen. Hier erfahren die Kinder von den Klienten zum Beispiel, dass „der Rotkohl nicht geschnitzelt in der Tiefkühltruhe wächst“, sondern im Boden gedeiht und dann geerntet wird. Ein Umstand, der laut Ursula Gobes immer wieder für große Überraschung bei den jungen Gästen sorgt. Kinder, die mitten in der Stadt aufwachsen, haben oft wenig Berührungspunkte mit der Natur und so fördern die Kurse „Gemüse im Garten“, „Kräuter im Garten“, „Tiere im Garten“ durch ergänzende Sinnesspiele das Bewusstsein der Stadtkinder für die schutzbedürftige Pflanzen-und Tierwelt. 

 

„Und dann haben wir die Heidi!“

Die Fledermausführung für die ganze Familie ist die beliebteste Führung. Mit einem Bat-Detektor „der hat nichts mit Batman zu tun“, wie Juliane Gobes lachend einwirft, machen Kartlelishvili und sein Team die Laute der Fledermäuse hörbar und klären bei einem Reagenzglas mit Kirsch- oder Rote-Beete-Saft – für den Extra-Gruselfaktor – über den beliebten Mythos der blutsaugenden Vampir-Fledermäuse auf. 

Das sichtbarste Highlight im Garten und für die Nachbarschaft ist allerdings das Maskottchen „Heidi“, das eigentlich nur aus drei aufeinandergestapelten Strohballen besteht – aber durch jahreszeitlich wechselnde, kreative Verkleidungen zum witzigen Sympathieträger des Vereins geworden ist. „Aktuell ist sie eine Hexe – zum Wikinger-Fest wird sie zum Wikinger, im Sommer trägt sie Bikini“, berichtet Juliane Gobes und weiter „Heidi ist nicht nur für die Besucher eine Attraktion, vor allem die Nachbarschaft fiebert den neuen Looks entgegen“. 

Die wichtigste Attraktion vor Ort ist jedoch der Gärtner der Sinne selbst, Ioseb Kartlelishvili. Die Kinder lieben Ioseb, weil er die Führung so gut macht, Gitarre spielt und dabei singt. Er nimmt sich Zeit für Fragen und verurteilt niemanden.

Ein dekorierter Heuballen mit Gesicht

Spieleangebote und finanzielle Bildung mit der Berliner Sparkasse

Auch die Sparkasse in Mahlsdorf nimmt eine ganz besondere, aktive Position im Kiez ein. „Im letzten Jahr haben kostümierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter samt Filialleiterin der ansässigen Filiale ein Spielangebot im Rahmen der Halloween-Feier im Garten für die Kinder der Wohnbevölkerung ausgerichtet“, freut sich Juliane Gobes.

Ebenso bietet die Sparkassenfiliale vor Ort für die Klientinnen und Klienten des „MITTENDRIN leben e.V.“ Vorträge für einen selbstbestimmten Umgang mit Finanzen. Neben all diesem Engagement, konnte sich der Verein auch über eine finanzielle Unterstützung freuen. Aus Mitteln der Sparkassenlotterie „PS-Sparen und Gewinnen“ wurden Laptop, Leinwand und Beamer für Filmvorführungen im Garten angeschafft. 

 

Jeder Besuch hilft dem Verein

Eine Investition, die auch notwendig ist, denn die Weiterentwicklung des Projekts steht momentan an erster Stelle. „Wir müssen uns immer etwas Neues ausdenken, damit die Besucher regelmäßig kommen und wir gut auf dem Markt bleiben“, gibt Ursula Gobes zu bedenken. „Es wird nicht einfacher – Gas- und Stromrechnungen steigen und wir möchten unsere Angebote auch noch im nächsten Jahr machen können“. Auch in puncto Personal bleibt es herausfordernd. Laut Juliane Gobes ist es schwierig, gutes Personal zu finden, denn „Sozialarbeit möchte man gerne in Mitte machen, aber nicht hier draußen“.

Wie kann man dem kreativen Duo helfen? Ganz einfach: mit einem Besuch. Denn dadurch werden einerseits die wertvollen Projekte unterstützt, die den Klientinnen und Klienten einen sinnstiftenden Alltag ermöglichen. Gleichzeitig erleben die Besucherinnen und Besucher hautnah, dass Rotkohl und anderes Gemüse wirklich nicht in der Tiefkühltruhe wachsen.  

Die Termine für kommende Fledermausführungen und weitere Veranstaltungen im „Garten der Sinne“ finden Sie auf der Website des Vereins.

MITTENDRIN leben. e.V.  Garten der Sinne

Wodanstraße 6 & 40, 12623 Berlin

ev-mittendrin.de >>

 

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